Lauenburg. Mehr als 1600 Menschen sind in Lauenburg auf Leistungen angewiesen. Sie müssen bislang nach Geesthacht fahren.

Das Jobcenter wird in Lauenburg keinen Standort eröffnen. Diesen Entschluss hatte der stellvertretende Geschäftsführer Olaf Berling im August vergangenen Jahres bei einem Treffen mit Bürgermeister Andreas Thiede bekräftigt. Lauenburg bleibt damit die einzige Stadt im Kreis, die kein Jobcenter hat. Die betroffenen Lauenburger werden durch das Jobcenter Geesthacht betreut. Jetzt will die Linksfraktion im Kreistag noch einmal in dieser Angelegenheit Druck machen.

„In Lauenburg leben mehr als 1600 Menschen, die auf Leistungen des Jobcenters angewiesen sind. Obwohl Ratzeburg und Schwarzenbek ähnliche Fallzahlen haben, ist Lauenburg die einzige Stadt im Kreis, die nicht über einen eigenen Standort verfügt. Dieser Zustand ist nicht länger hinnehmbar“, empört sich Manfried Liedke, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei.

Drei Fahrten nach Geesthacht erforderlich

Wer zum Beispiel ein Überbrückungsdarlehen benötige, müsse für die Beantragung, die Bewilligung und die Auszahlung in der Regel dreimal nach Geesthacht fahren. „Das ist für Alleinerziehende oder Menschen mit einem Handicap immer mit einer kleinen logistischen Herausforderung verbunden. Außerdem ist es auch unter klimapolitischen Gesichtspunkten völliger Irrsinn“, meint Liedke.

Politische Vorstöße gab es einige, in Lauenburg ein Jobcenter einzurichten. Gleich zweimal hatte sich im vergangenen Jahr der Sozialausschuss des Kreises mit diesem Thema befasst. Im Mai 2019 hatten die Lauenburger Politiker fraktionsübergreifend ihre Forderung bekräftigt, in der Stadt ein Jobcenter einzurichten. Hinter diese Resolution hatte sich auch die Stadtverwaltung gestellt.

„Völlig unzureichenden Kompromiss geschlossen“

Die Linksfraktion hatte Anfang 2019 erneut einen entsprechenden Antrag in den Kreistag eingebracht. Dieser wurde in die zuständigen Ausschüsse verwiesen. „Zwischenzeitlich wurde ein völlig unzureichender Kompromiss der Jobcenter-Geschäftsführung mit der Stadt geschlossen, der lediglich eine lockere Abfolge von Informationsveranstaltungen und ähnlicher Angebote in Lauenburg vorsieht. Mit Gleichbehandlung hat das nichts zu tun“, kritisiert Liedke

In der Reihe „Fraktion vor Ort“ will die Linksfraktion am Mittwoch, 29. Januar, das Problem aufgreifen. Von 18.30 Uhr an gibt es im Restaurant Ponte Vecchio, Büchener Weg 9, eine öffentliche Fraktionssitzung zu diesem Thema. Außerdem tagt am Donnerstag, 30. Januar, der Ausschuss für Soziales, Bildung und Kultur des Kreises in Lauenburg. Die Sitzung beginnt um 17.30 Uhr im Künstlerhaus, Elbstraße 54.

Druck in der Sitzung machen

„Es würde die dortige Diskussion sicherlich beflügeln, wenn viele Betroffene bei der Sitzung anwesend wären und sich in der Fragestunde zu dem Thema selbst einbringen würden. Das wäre ein kleines Stück gelebte Demokratie“, meint der Fraktionschef der Linken.