Lauenburg. Lauenburg. Die letzte Probe vor ihrer Sommerpause haben die „Musiküsse“ auf die Elbhalbinsel vor Lauenburg verlegt.
„Eins, zwei, eins, zwei, drei, vier!“ Die Gitarre schlägt einen harten Vierer-Rhythmus an, dann setzen Saxofon und Akkordeon ein und bald schallt der Refrain aus allen Kehlen -„Dance, dance, dance!“. Die achtköpfige Formation „Die Musiküsse“ hat Probe wie jeden Donnerstagabend. Normalerweise drängen sich die Hobbymusiker, drei Gitarristen, drei Saxofonist(inn)en, Akkordeon und Ukulele, fast allesamt aus der Elbstraße, in einem Übungsraum in der Hitzler-Werft.
Mit Freunden haben sie das Weite gesucht
Heute, zum Beginn der Sommerpause, haben sie das Weite gesucht: Auf der Landzunge an der Einfahrt zum Kanal, mit Klappstühlen und kühlen Getränken ausgerüstet, findet eine besondere Bandprobe statt. Einige Freunde sind auch dabei; jemand hat zur rhythmischen Unterstützung sein Cajón mitgebracht, ein anderer seine Gitarre. Allesamt „unplugged“, also ohne elektrische Verstärkung; nur wer singt, bekommt ein Mikrofon.
Ein kaum hörbares „Plöng“ ertönt. „Hat jemand eine H-Saite dabei?“, ruft Stefan in die Runde. Jemand hat. Nach wenigen Augenblicken ist die neue Saite aufgezogen, das Instrument gestimmt. „Nein, hört mal her! Eins, zwei, drei – und“, bittet Stefan Piontek die Saxofonisten um den korrekten Einsatz. Und dann schallt der alte Gershwin-Song „Summertime“ über das Wasser, untermalt von Gitarren, mit zweistimmigem Gesang.
Das Arrangement hat man gemeinsam ausgearbeitet, wie überhaupt alles, was in dieser Formation an Musik entsteht und geprobt wird. Man spielt, was gefällt, es gibt keinen Bandleader. Eigene Songs von Stefan (Piontek) und Stefan (Tomaszewski) gehören zum Repertoire, ebenso Rock´n Roll-Klassiker und Pop-Balladen auf Englisch, Deutsch und sogar Plattdeutsch. Und beim Lied „Achter´n Diek“ sind sich alle einig: „Ohne Werners Akkordeon-Solo wäre das Lied nur halb so schön!“
„Dance, dance, dance!“ schallt zur Altstadt hinüber
„Kommt da etwa die Polizei?“, fragt Gabi. In der Ferne nähert sich zielstrebig eine Person. Doch es ist ein Angler, der sich wenige Meter entfernt ans Ufer stellt und seine Angel auswirft. Als ein Sportboot die Landzunge passiert, stößt Saxofonist Matthias einen nebelhornähnlichen Ton aus.
Die Bootsinsassen fühlen sich begrüßt und winken freundlich zurück. Und dann bekommt die alte Schifferstadt noch ihr eigenes Liebeslied zu hören. „Du bist wie die Zeit“ ist eine Eigenkomposition, eine Ode an die kleine Stadt und ihr Verhältnis zum Komponisten.
So langsam dämmert es. Saxofonistin Anne kommt vom Spätdienst erst jetzt dazu, wird frenetisch begrüßt, nun sind die „Musiküsse“ komplett. Und noch einmal schallt „Dance“ zur Altstadt hinüber, diesmal mit drei Saxofonen.
Auch die Gäste dürfen singen, es erklingen noch einige Popballaden. Schließlich dunkelt es und man macht sich gemeinsam auf den Weg zurück in die Stadt. „Wenn wir nach der Probe von der Werft durch die Elbstraße gemeinsam nach Hause gehen, ist das wie früher, wenn wir aus der Schule gekommen sind“, schwärmt Waldemar. Oder wie wenn man vom Spielen nach Hause geht.