Büchen. . Büchen. Der Wolf polarisiert. Die einen freuen sich, die anderen fürchten sich. Uta Kielau aus Büchen bildet Wolfsspürhunde aus.

„Scott“ ist aufgeregt. Er sucht den Boden ab, schwenkt nach links und rechts – die Nase stets wenige Zentimeter über Grund. Plötzlich legt er sich hin, schaut zu seiner Ausbilderin und hebt den Kopf zu einem kurzen Heulen. So zeigt er an, dass er fündig geworden ist. „Scott“ ist ein viereinhalb Jahre alter Labrador-Bluthund-Mischling und ein sogenannter Wolfsspürhund.

Seine exzellenten Nase ist darauf trainiert, Wolfsgeruch zu erschnüffeln. Im April 2007 wurde der erste Wolf in Schleswig-Holstein nachgewiesen, seit 2015 ist der Kreis Herzogtum Lauenburg zum sogenannten Wolfspräventionsgebiet (WPG) erklärt worden. „Scotts“ Ausbilderin, die Biologin Uta Kielau aus Büchen, ist eine sogenannte Wolfsbetreuerin. Sie ist Ansprechpartnerin, wenn im Kreis ein Wolf gesichtet oder ein Nutztier gerissen wurde.

„Es gibt mittlerweile siebzig Wolfsbetreuer in Schleswig-Holstein und es sind ganz unterschiedliche Leute: Angestellte des Landes, Forstleute, Jäger, Schäfer“, erklärt sie. Die Wolfsberater bejubeln den Wolf nicht. „Wir mögen die Tiere, aber wir sind keine blinden Enthusiasten. Wir wissen, dass mit dem Auftreten der Wölfe Probleme entstehen und müssen Lösungen finden“.

Neben aktiven Schutzmaßnahmen wie wolfsabweisende Elektrozäune, die die Nutztierhalter im WPG vom Land zu 100 Prozent finanziert bekommen, geht es auch um das Wolfsmonitoring, das Protokollieren von Sichtungen, Rissen, und Wanderbewegungen der Wölfe.

Nachweis von Wölfen noch Tage später möglich

Und hier hilft „Scott“: Er soll keine Wölfe aufspüren oder etwa jagen – mit Hilfe seiner feinen Nase kann er die Anwesenheit von Wölfen anzeigen, sogar noch Stunden oder Tage später. „Die Anatomie der Hundenase ist perfekt auf das Riechen ausgerichtet“, erklärt Kielau. Im Vergleich zum Menschen hat der Hund mehr als dreimal so viele unterschiedliche Geruchsrezeptoren, sein Riechzentrum im Gehirn ist sehr viel ausgeprägter. „Streift ein Wolf durch ein Gebiet, so verliert er Hautschuppen. Die darauf siedelnden Bakterien zersetzen dieses organische Material. Dabei entstehen winzige, Gasmolekülwolken, die der Hund wahrnimmt“, führt die Biologin aus. Eine schier unvorstellbare Analyseleistung. Um den Hund zu trainieren, bekommt die Ausbilderin Wolfshaare gestellt, eine Mischung mehrerer Tiere, denn der Hund soll nicht auf ein spezielles Tier trainiert werden.

In einem großen, luftdichten Schraubglas werden sie zusammen mit Wattepads aufbewahrt, die den Geruch annehmen. Das Originalmaterial darf nicht in der Landschaft ausgebracht werden, die Duftprobe soll keine Teile der geschützten Tierart enthalten. Und in einem langwierigen Prozess wird der Hund auf diesen allgemeinen Wolfsgeruch trainiert: „ Wir nutzen weniger den Spieltrieb des Hundes als vielmehr die Freude an der Jagd“, erklärt Uta Kielau. „Man nutzt ein Teil des Jagdverhalten des Hundes, einige Verhaltensweisen haben wir übersteigert, etwa das Apportieren, andere dagegen – das Fressen der Beute – unterdrückt.“ Spürhund „Scott“ hat gelernt, dass nur der Wolfsgeruch für ihn interessant ist, die Geruchsspuren anderer Tiere muss er ignorieren. So kann er, schneller als jeder DNA-Test, anzeigen, ob es ein Wolf war, der ein Schaf gerissen hat oder doch ein Hund, Fuchs oder Dachs. Und offenbar hat „Scott“ viel Spaß daran, das zu erschnüffeln.