Lauenburg. Totalschaden Historisches Gebäude aus dem Jahre 1730 nicht mehr zu retten – Brandursache unklar
Ein Großbrand hat in der Nacht zum Dienstag das historische Fachwerkgebäude gegenüber vom Askanierring an der Hamburger Straße im Stadtzentrum von Lauenburg zerstört. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude – eines der letzten seiner Art in der Oberstadt – dürfte ein Totalschaden sein.
„Ein Nachbar kam zu uns in die Wache gelaufen und meldete den Brand“, berichtet ein Polizeibeamter. Die Polizeistation liegt nur wenige Meter von der Brandstelle entfernt. Die Beamten forderten sofort die Feuerwehr an.
„Als wir kurz nach dem um 1.33 Uhr ausgelösten Alarm am Einsatzort waren, stand der Dachstuhl des Gebäudes bereits in Vollbrand“, sagt Lauenburgs Feuerwehrchef Lars Heuer. Er leitete zusammen mit seinem Stellvertreter Dennis Lühr sowie den Zugführern Torben Heuer und Florian Grundmann den Einsatz der 70 Feuerwehrleute aus Lauenburg, Geesthacht, Buchhorst und Schnakenbek. Unter anderem von zwei Drehleitern aus und mit Hilfe des Wasserwerfers des erst kurz vor Weihnachten in Dienst gestellten neuen Löschfahrzeugs wurden die meterhoch aus dem Dach schlagenden Flammen bekämpft. Heuer: „Erste Priorität dabei hatte der Schutz des Gebäudes, in dem sich unten Uhrmacher Simon befindet. Auf der Seite hatten wir durch den Wind mit massivem Funkenflug zu kämpfen.“
Während der Löscharbeiten stürzt ein Giebel ein
In dem betroffenen Gebäude befindet sich im Erdgeschoss das seit Wochen geschlossene ehemalige Restaurant Dubrovnik, im Dachgeschoss eine Wohnung. „Wir starteten sofort eine Erkundung, kamen aber nicht weit ins Gebäude“, so Heuer. Das Problem: Die alten Lehmdecken des Gebäudes drohten einzustürzen – der Innenangriff wurde als zu riskant eingeschätzt. Glücklicherweise befanden sich zum Zeitpunkt des Brandes keine Menschen in dem Haus.
Während der Löscharbeiten stürzte ein Teil des vorderen Giebels ein, die Trümmer fielen bis auf die Bundesstraße. Die Einsatzleitung der Feuerwehr forderte daraufhin einen Bagger der Lauenburger Firma Gollnow an. Baggerfahrer Rico Gollnow machte gegen 4.45 Uhr schließlich kurzen Prozess und riss die Reste des Giebels komplett ein.
Die Ortsdurchfahrt im Zuge der Bundesstraße 5 musste bis zum Morgen wegen der Lösch- und Aufräumarbeiten voll gesperrt werden. Die Autofahrer konnten über die Reeperbahn ausweichen.
Brandursache unklar, Gerüchte machen die Runde
Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen, die Brandursache ist aber noch unklar. Schnell machte gestern in Lauenburg der Verdacht einer möglichen Brandstiftung die Runde, doch Beweise dafür gibt es bisher nicht. Und es brannte zunächst auch nur im Bereich des schwer zugänglichen Spitzbodens, von dort breitete sich das Feuer nach unten aus. Ob sich in den Trümmern des Dachstuhls noch Spuren für eine eindeutige Brandursache finden lassen, ist fraglich. Der Schaden wurde von der Polizei in der Brandnacht auf etwa 500.000 Euro geschätzt.
Bürgermeister Andreas Thiede war noch in der Nacht an die Einsatzstelle gekommen. „Die Feuerwehrleute haben gute Arbeit geleistet. Der starke Wind in Verbindung mit dem Funkenflug war nicht ohne“, sagte er. Der Eigentümer, ein aus der Türkei stammender Mann aus Hamburg, habe ihm kürzlich von umfangreichen Sanierungsplänen berichtet. Durch die Einwirkung von Flammen und Löschwasser dürfte jetzt aber nichts mehr zu retten sein.
Gegen 9.45 Uhr forderte die Polizei gestern Morgen die Feuerwehr noch einmal an: Aus dem Dachstuhl stieg erneut Qualm auf. Aufgrund der alten Bausubstanz mit den Lehmdecken ist das aber nicht ungewöhnlich.
Das Fachwerkhaus an der Hamburger Straße 2 hat eine wechselvolle Geschichte: Errichtet wurde es 1730. Ursprünglich gehörte das Gebäude zum Lauenburger Vorwerk. In der Lauenburger Oberstadt war es der markanteste Fachwerkbau in zentraler Lage. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde es von mehreren Gastronomen genutzt. Vor einigen Wochen gaben die Pächter des Restaurants Dubrovnik auf. Vor dieser Phase nutzte das Baugeschäft Franz Fischer das Haus als Bürogebäude.
Im rückwärtigen Bereich des Grundstücks der Firma Fischer wollte Rainer Staneck (Askanierhaus) eigentlich eine Wohnanlage bauen. Doch die Pläne verliefen im Sande. Vielleicht kommt jetzt, wenn der Altbau komplett abgerissen ist, wieder Bewegung in das Projekt. Es soll einen neuen Investor geben.