Lauenburg. Lauenburg. Lauenburger SPD fordert bei Bauprojekten 25 Prozent Sozialwohnungen –Voraussetzung ist allerdings eine Sozialraumanalyse.r
Diese Forderung hatten sich alle Parteien in ihre Wahlprogramme geschrieben: Lauenburg braucht dringend bezahlbaren Wohnraum. Wie schnell das geschehen soll und zu welchen Bedingungen – darüber herrscht in der Politik jedoch noch lange keine Einigkeit. 25 Prozent bei künftigen Bauprojekten sollen geförderte Mietwohnungen sein, fordert die SPD. Dies schrecke potenzielle Investoren ab, so die CDU. Ein Kompromiss hat das Thema sozialer Wohnungsbau in der vergangenen Woche wieder in die Warteschleife geschoben (wir berichteten).
Auch Geesthacht habe sich viele Jahre schwer mit dem Thema getan, berichtete Marcus Prang Donnerstagabend. Die SPD hatte den Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Geesthacht (WoGee) eingeladen, um sich aus erster Hand zu informieren, ob sich das Modell auf Lauenburg übertragen ließe. Die Genossen blieben dabei nicht unter sich, Vertreter der Verwaltung und Grüne waren ebenfalls erschienen. Anders Christdemokraten, die CDU hielt gleichzeitig eine Fraktionssitzung ab.
Unterschiede zwischen Lauenburg und Geesthacht
Eines machte Prang gleich zu Beginn deutlich: Die Bedingungen in Geesthacht und Lauenburg sind nicht miteinander zu vergleichen. „Wir haben vor fünf Jahren mit der Gründung 167 städtische Wohnungen übernommen. Ohne einen Bestand ist es schwer, in den sozialen Wohnungsbau einzusteigen“, räumte er ein.
Allerdings machte der Immobilienkaufmann auch klar: „Am sozialen Wohnungsbau kommt heute keine Stadt vorbei. Zehn Prozent aller Haushalte sind überschuldet. Meist sind hohe Wohnkosten die Ursache.“ Der WoGee-Chef warnte allerdings davor, ganze Quartiere auf geförderter Basis zu entwickeln. „Ein Mix aus frei finanzierten und Sozialwohnungen ist für die Mieterstruktur gut und in dieser Form auch für private Investoren interessant.“
Grundstück als Eigenkapital
Mit Sozialwohnungen könne man durchaus Geld verdienen. „Kommunale oder private Investoren bringen das Grundstück als Eigenkapital ein, die Baukosten werden als Förderung gegenfinanziert“, so Prang. „Wir haben doch das kommunale Grundstück an der Berliner Straße. Damit könnten wir doch anfangen“, regte André Peylo an, Vizevorsitzender der Ausschüsse für Bau und Planung sowie Umwelt. Das Gelände ist seit den 1980er-Jahren für Wohnbebauung ausgewiesen.
Doch Bürgermeister Andreas Thiede zeigt sich regelmäßig wenig begeistert, wenn jemand diese Fläche für sozialen Wohnungsbau ins Spiel bringt. „Nicht jede vorhandene Flächen eignet sich für alle Wohnformen“, sagte er. Katharina Bunzel aus dem Nachbarschaftstreff am Moorring brachte ihren Unmut auf den Punkt: „Ich habe langsam den Eindruck, in Lauenburg sollen nur noch betuchte Mieter eine Wohnung finden. Ich arbeite mit Menschen, die teilweise unter unzumutbaren Verhältnissen leben.“
Stadtbetriebe warten auf ein klares Votum
Marcus Prang machte keinen Hehl daraus, dass er sich eine Zusammenarbeit mit Lauenburg unter dem Dach seiner Gesellschaft gut vorstellen könne. „Das ist nicht nötig. In unserer Satzung ist der Wohnungsbau bereits verankert“, hielt Joachim Schöttler, Chef der Lauenburger Stadtbetriebe, dagegen. Allerdings würde er das unternehmerische Risiko nur unter zwei Bedingungen tragen: Zum einen müsste eine verlässliche Marktanalyse auf den Tisch. Zum anderen könne er derzeit zum Thema sozialer Wohnungsbau keine einheitliche politische Meinung in Lauenburg erkennen. „Aktuelle Zahlen und ein klares Votum – dann fange ich an“, machte er deutlich.
Für SPD-Stadtvertreter Uwe Frensel, der seit Jahren die politisch beschlossene Sozialraumanalyse anmahnt, war das Wasser auf seine Mühlen. „Dann wissen wir jetzt, was wir zu tun haben.“ Was den einheitlichen politischen Willen betrifft, gab sich André Peylo optimistisch: „Ich bin mir sicher, dass alle Parteien an einem Strick ziehen werden.“