Lauenburg. Die Lauenburger SPD will den Wohnungsbau nicht fremden Investoren überlassen. Die Stadt solle selbst tätig werden.

Wenn heute in Lauenburg eine Familie mit zwei bis drei Kindern auf Wohnungssuche ist, muss sie entweder sehr viel Glück haben oder ein Einkommen, von dem die meisten Lauenburger nur träumen können. In dieser Situation kommt ein Investor, der hier Wohnungen errichten möchte, gerade recht.

Nach Informationen unserer Zeitung will ein privater Unternehmer an der Berliner Straße neben dem Walter-Gerling-Haus eine Wohnanlage errichten – mit Tiefgarage und sonstigen Annehmlichkeiten des gehobenen Wohnstandards. Einen Anteil an geförderten Wohnungen zu errichten, entspricht offenbar nicht seiner Planung.

„Situation auf dem Wohnungsmarkt immer dramatischer“

Dem will die SPD einen Riegel vorschieben. Zur Sitzung des Bau- und Planungsausschusses heute (19 Uhr, Haus der Begegnung, Fürstengarten 29) legt die Fraktion einen Antrag vor: Demnach sollen in Neubauten mit mehr als acht Wohnungen ein Viertel davon als Sozialwohnungen errichtet werden. „Bezahlbarer Wohnraum in Lauenburg wird immer knapper. In Gesprächen mit Lauenburgern und Lauenburgerinnen wird dies immer deutlicher. Während wir seit Jahren auf die Erstellung einer Sozialraumanalyse warten, wird die Situation am Wohnungsmarkt immer dramatischer“, steht auf der Webseite des Ortsvereins.

Künftig will die SPD beim Thema Wohnungsbau aber nicht mehr nur auf fremde Investoren hoffen. Schon vor der Kommunalwahl im Mai dieses Jahres hatten die Genossen gefordert, sozialen Wohnungsbau in Eigenregie auf den Markt zu bringen. Beispiele in Lauenburgs Nachbarschaft gibt es einige: So ist sogar die kleine Gemeinde Büchen selbst in den sozialen Wohnungsbau eingestiegen und hat bisher 35 Mieteinheiten errichtet.

Geesthacht geht bereits mit gutem Beispiel voran

In Geesthacht kümmert sich seit 2013 die dafür gegründete städtische Wohnraumentwicklungsgesellschaft (WoGee) um günstigen Wohnraum in der Stadt. Für die ersten die 26 sozial geförderten Wohnungen hatte es fast 600 Bewerber gegeben. Die kosten 5,50 Euro pro Quadratmeter, die frei finanzierten Wohnungen kosten gut neun Euro je Quadratmeter.

Außer der WoGee hatte bis dahin kein anderer Investor in Geesthacht sozial geförderten Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen geschaffen – trotz des Baubooms. So wurden 2016 zwar 184 neue Wohnungen genehmigt, darunter aber nicht eine einzige geförderte. Übriges gibt es auch in Geesthacht seit Jahren bei Neubauten die 25-Prozent-Klausel für Sozialwohnungen. Allerdings hatte die Politik in der Vergangenheit immer wieder Ausnahmen zugelassen.

Öffentlicher Erfahrungsaustausch mit WoGee-Geschäftsführer

Deshalb gibt die WoGee in Geesthacht weiterhin Gas:
86 neue Wohnungen sind derzeit in Planung. „Viele Kommunen beneiden uns um unsere Gesellschaft, denn mittlerweile ist es vielerorts ein Thema, Sozialwohnungen zu schaffen“, stellte Geschäftsführer Markus Prang im vergangenen Jahr fest.

Für die Lauenburger Sozialdemokraten hat das Geesthachter Modell Vorbildcharakter. „Man sieht an der positiven Entwicklung der WoGee, dass sozialer Wohnungsbau kein Zuschussgeschäft sein muss“, sagt André Peylo, Sprecher der SPD im Bau- und Planungsausschuss. Seine Fraktion lädt für Donnerstag,
15. November, zu einem Erfahrungsaustausch zum sozialen Wohnungsbau mit WoGee-Geschäftsführer Markus Prang ein. Los geht es im 19 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 23.