Lauenburg. Rettungswachen in Lauenburg und Büchen überflüssig?

    Weder Lauenburg noch Büchen benötigen eine Rettungswache. Diese Auffassung vertritt Dr. Emil Betzler von der Firma Forplan, die im Auftrag des Kreises ein Gutachten zum Rettungsdienst erstellt hat. Der Diplom-Geograf ist überzeugt, dass sich von der Basedower Wache aus das gesamte Einsatzgebiet adäquat versorgen ließe. Vielmehr möchte er in Sarnekow (25 Einwohner), Labenz (829) und Salem (559) neue Rettungswachen errichten – um kaum besiedelte Randgebiete besser abdecken zu können.

    Im Haupt- und Innenausschuss des Kreistags, dem Betzler sein Gutachten erstmals präsentierte, regte sich sofort Widerstand. „Für mich wirkt das, als wolle man möglichst wenige Menschen in möglichst kurzer Zeit erreichen und nicht möglichst viele Menschen möglichst schnell“, sagte der Ausschussvorsitzende Norbert Brackmann (CDU).

    Die Diskussion offenbarte, dass Betzler ein Fehler unterlaufen war. Für den Raum Lauenburg hatte er nur 3000 Einwohner – statt der tatsächlichen 12 000 – angenommen. „Wir haben für die Rettungswachen in Lauenburg und Büchen gekämpft, werden sie so schnell nicht aufgeben“, machte Jens Meyer (SPD) deutlich.

    Betzler sattelte mit seinem Gutachten auf ein Konzept von 1994 auf. Damals hatte er bereits für Verärgerung gesorgt, als er die Region von Lauenburg über Schwarzenbek bis zur A 24 lediglich mit einer Rettungswache in Wangelau abdecken wollte. Die Krankenkassen stimmten dem Bau der Wachen in Basedow und Lanken dann doch zu. Brackmann: „Die Praxis hat allerdings gezeigt, dass wir von dort aus in Lauenburg, Schwarzenbek und Büchen durch den Rettungsdienst keine einzige erfolgreiche Wiederbelebung mehr verzeichnen konnten.“ Deshalb wurden zusätzliche Personalstunden so verteilt, dass Rettungswagen (RTW) in allen drei Orten stationiert werden konnten.

    Dieses System stellt Betzler jetzt in Frage. „Die Wache in Büchen hat primär keinen Versorgungsauftrag“, meint der Gutachter. Dabei hat die Gemeinde mit dem Bau einer Wache bereits begonnen, trägt die Kosten von 2,5 Millionen Euro zunächst selbst. Das Gebäude an der Möllner Straße steht kurz vor der Fertigstellung, man hofft auf Refinanzierung durch die Krankenkasse.

    In Lauenburg hofft die DLRG auf einen Investitionszuschuss für einen Neubau der Rettungswache an der Lütauer Straße. Diese ist bisher an der Hafenstraße untergebracht. Doch das Gebäude dort ist zu klein, die staugefährdete Straße hindert am schnellen Ausrücken. An der Lütauer Chaussee, wo bereits die Logistik der DLRG firmiert, wurde bereits mit dem Bau einer neuen Fahrzeughalle begonnen. „Die brauchen wir sowieso“, sagt der Vorsitzende Hans-Dieter Struck. Mit einem Neubau für die Rettungswache solle – anders als in Büchen – jedoch erst begonnen werden, wenn die Finanzierung klar sei.

    Nach Einschätzung von Norbert Brackmann müsste der Standort Basedow mit Millionenaufwand massiv ausgebaut werden, um die dort sowie in Lauenburg und Büchen fahrenden RTW aufnehmen zu können. So viel Technik sei gar nicht nötig, ein RTW rund um die Uhr und ein zweiter tagsüber würden ausreichen, meint dagegen Betzler – auf Basis seiner allerdings falschen Einwohnerzahlen.

    Tatsächlich war es jahrelang so, dass die Retter wegen zu geringer Kapazitäten die Hilfsfristen oft nicht einhalten konnten. Seit sie verstärkt wurden und die RTW dezentral stationiert sind, hat sich die Situation deutlich verbessert.

    Der Ausschuss nahm das Gutachten zur Kenntnis und stimmte den Empfehlungen für den Nordkreis zu. Aber: „Basedow ist der Knackpunkt, da werden wir für die Menschen in Lauenburg und Büchen kämpfen müssen“, sagt Brackmann. Seiner Ansicht nach führt um Rettungswachen in den größeren Orten kein Weg herum.