Lauenburg. Das Elbschifffahrtsarchiv hat weltweit einen guten Ruf. In Lauenburg fristet es ein Schattendasein. Das soll sich ändern.
Wer vor dem unscheinbaren Haus an der Elbstraße 114 steht, ahnt nicht, dass hinter der Fassade ein Schatz gehütet wird, um den Lauenburg von maritimen Museen aus der ganzen Welt beneidet wird. Ein ehrenamtliches Team um Werner Hinsch verwaltet im Elbschifffahrtsarchiv etwa 50 000 technische Zeichnungen aus dem Schiffbau, 15 000 Fachbücher und Archivarien, die teilweise bis in das 14. Jahrhundert zurückreichen. Deckenhoch, in drei Etagen lagern diese Schätze, die immer wieder als Quelle für weltweite Forschungsprojekte genutzt werden. Auf Initiative des Fördervereins des Elbschifffahrtsmuseums – das Archiv ist eines der Standbeine – wurde außerdem vor drei Jahren ein großes Netzwerk von Flussmuseen in Europa geschaffen.
Politik stebt hauptamtliche Leitung an
Doch in Lauenburg fristet das Archiv ein trauriges Schattendasein. Das Haus, das von einem privaten Eigentümer für wenig Geld zur Verfügung gestellt wird, ist viel zu klein. Zudem sind die zahlreichen Exponate so schwer, dass mittlerweile um die Statik des Gebäudes und die Sicherheit der Mitarbeiter gefürchtet wird. Das muss sich ändern, meint die CDU-Fraktion und reichte zur Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Rettungswesen, Tourismus und Kultur am Mittwochabend einen Antrag ein: Sicherung und Stärkung des Elbschifffahrtsarchivs. Die dafür erforderlichen Schritte sollen in einem Masterplan verankert werden. Unter anderem müsse schnellstmöglich die Statik des Hauses geprüft werden. Außerdem sei es angezeigt, nach einem Gebäude zu suchen, dass das Archiv sicher und angemessen präsentiert. Außerdem müsse gewährleistet werden, dass der 79-jährige Werner Hinsch einen geeigneten Nachfolger bekommt – und zwar einen hauptamtlichen.
Elbschifffahrtsarchiv weltweit anerkannt und vernetzt
„Die Wertschätzung, die Herrn Hinsch und seinen Mitarbeitern unter anderem vom National Maritim Museum in Gdansk entgegengebracht werden, ist phänomenal und sollte auch politisch nicht unterschätzt werden“, heißt es in dem Antrag der CDU.
Von dem hohen Ansehen, das die Mitarbeiter des Elbschifffahrtsarchivs in dem polnischen Museum genießen, hatte sich Bürgermeister Andreas Thiede im vergangenen Jahr selbst überzeugen können. Mit Vertretern aller Fraktionen war er nach Polen gereist. In Begleitung von Archivleiter Werner Hinsch besuchte die Lauenburger Delegation das maritime Museum in Gdansk. „Unser Archiv ist international dermaßen anerkannt, da müssen wir zusehen, wie wir es auf eine andere Ebene stellen“, hatte Thiede nach dem Besuch gesagt.
Aufstellung Masterplan einstimmig beschlossen
Wohl auch deshalb rannte die CDU mit ihrem Antrag offene Türen ein, auch wenn man sich fraktionsübergreifend einig war, dass die erforderlichen Maßnahmen die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Stadt bei Weitem überschreiten würden. Geprüft werden müsse daher, ob das Archiv nicht durch das Land oder den Bund übernommen werden könne – unter Beibehaltung des Standortes in Lauenburg natürlich. Vor der einstimmigen Abstimmung über den Antrag der CDU erinnerte Bauamtsleiter Reinhard Nieberg daran, dass auch die Einstellung eines hauptamtlichen Leiters des Elbschifffahrtsmuseums auf der Agenda der Politik steht – und zwar bereits seit Jahren.