Lauenburg. Lauenburg. Überall in der Gastronomie fehlen Arbeitskräfte – auch Lauenburger Betriebe sind betroffen.

Sommer, Sonne, Urlaubszeit – in den Gaststätten und Hotels ist jetzt Hochsaison. Täglich bummeln viele Touristen durch die Lauenburger Altstadt, genießen Elbblick und maritimes Flair. Dazu gehört auch die Einkehr, gern unter freiem Himmel. Doch für die Gastronomen hat dieser Ansturm eine Kehrseite: Sie finden nur schwer Fachpersonal und Saisonkräfte.

„Uns fehlen immer wieder Leute zum Saubermachen“, sagt Sönke Ellerbrock vom „Alten Schifferhaus“. In diesem Monat habe er aus diesem Grund erstmals zwölf Zimmer für einen Tag sperren müssen. Im August droht nun ein Engpass im Restaurant, denn eine Beschäftigte hat Urlaub, eine Aushilfskraft beginnt mit einem Studium. „Möglicherweise können wir dann an zwei Tagen in der Woche erst um 17 Uhr öffnen – und das in der Hauptsaison“, klagt Ellerbrock. Einige Teammitglieder arbeiten bereits freiwillig länger, verzichten auf freie Tage. „Wir sehen ja, wie anstrengend das für die ist“, so Ellerbrock. Eine Beschäftigte sei seit zwei Jahren in Rente, arbeite aber weiter, weil er einfach keine Nachfolgerin finde.

Weder Koch noch Abwaschhilfe zu bekommen

An der Bezahlung könne es nicht liegen, meint der Gastronom. „Wir bezahlen übertariflich. Aber auch ein Koch oder eine Abwaschhilfe ist einfach nicht zu bekommen.“ Versuche, die Fachkräfte selbst auszubilden, scheiterten. „Die Azubis waren nach drei Monaten wieder weg, weil sie auf diese Arbeit keine Lust hatten.“ Sönke Ellerbrock hat Flyer an Klassenlehrer verteilt, in der Berufsschule um Nachwuchs geworben – ohne Erfolg.

Lisa Betge, Wirtin des „Rufers“, betreibt ihr Restaurant am Rufer-Platz im Winter mit einem kleinen Team, zu dem seit April auch der neue Restaurantleiter Petrik Cioch gehört. Doch im Sommer gibt es zahlreiche Tische draußen – und damit viel Arbeit. „Mittlerweile sind wir ganz gut aufgestellt, aber es ist sehr schwierig, Mitarbeiter mit Lust und Elan zu finden“, sagt Wirtin Lisa Betge. Ihre Saisonkräfte findet sie mittlerweile nur noch über Mundpropaganda. „Mit Menschen, die das Arbeitsamt schickt, habe ich keine guten Erfahrungen gemacht“, so Betge.

Mitarbeiter mit Wohlfühlangeboten locken

Im Café von Herzen wirbt man mittlerweile mit Wohlfühlangeboten wie freien Massagen oder Yogakursen um Beschäftigte. „Wir ermöglichen unseren Mitarbeitern eine Fünf-Tage-Woche und bei familiären Anlässen tun wir alles, damit sie frei nehmen können“, sagt Birgit Schmidt. 14 Arbeitsplätze bieten sie und ihr Mann Henrik, die meisten davon ganzjährig. „Es geht ja auch darum, die Mitarbeiter und ihre Kompetenz zu halten“, so Schmidt. Vor vier Jahren haben die Schmidts das ehemalige Restaurant des Hotels Möller übernommen, mittlerweile bewirtschaften sie auch die zehn Zimmer. Sie habe viele Erfahrungen gesammelt, am Anfang seien viele Beschäftigte schnell wieder gegangen, erzählt Schmidt. Ihr Fazit: Wichtig ist ein gutes Arbeitsklima und eine Work-Life-Balance für die Beschäftigten, denn der Job ist stressig und die Gäste sind anspruchsvoll.“

Für Finn Petersen, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Schleswig-Holstein steht fest: „Es liegt an der Bezahlung.“ Zwar habe man mit dem neuen Tarifvertrag schon Verbesserungen erreichen können, eine gelernte Fachkraft verdiene nun nach Tarif 2065 Euro brutto. Aber Betriebe, die nicht im Verband Dehoga sind, zahlen vielerorts nur knapp über dem Mindestlohn. Dann sind Beschäftigte oft auf Zusatzjobs angewiesen, so Petersen. Dabei muss in der Gastronomie auch abends, an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet werden.

„In unserem Job muss man Stress abkönnen“, sagt Pacer Uzun, die seit gut zehn Jahren im „Alten Schifferhaus“ arbeitet. Sie liebt ihren Beruf trotzdem: „Ich bin viel in Bewegung und lerne jeden Tag andere Menschen kennen.“