Lauenburg. Lauenburg. Andy Darm holt als Veranstaltungsmanager Bühnengrößen nach Lauenburg – und spielt selbst in diversen Filmen mit.
„Ruhe bitte! Klappe, die erste...!“ Der Beamte von der Spurensicherung läuft im richtigen Moment ins Bild, auch seinen kurzen Text bringt Andy Darm fehlerfrei über die Lippen. Die Szene ist im Kasten. Den Polizeibeamten wird ihm später jeder abnehmen, der den neuen „Tatort“ sieht. Im Lauenburg hält er als Veranstaltungsmanager die Fäden meist selbst in der Hand. Als Kleindarsteller muss er sich den Anweisungen des Regisseurs beugen. „Es sind keine großen Rollen. Als Schauspieler wäre ich nicht geeignet“, winkt er bescheiden ab. Dennoch stand Andy Darm schon mit Filmgrößen wie Evelin Hamann, Jan Fedder, Wolfgang Stumph oder Tatort-Kommissarin Sabine Postel vor der Kamera.
Mit „Pole Poppenspäler“ fing alles an
Angefangen hat alles vor 50 Jahren in Lauenburg. Ein Filmteam hatte sich die Schifferstadt als Drehort für den Streifen „Pole Poppenspäler“ ausgeguckt. „Die haben in den Schulen nach Kindern gesucht, die als Statisten mitwirken. Ich bin denen mit meinen wilden blonden Locken wohl aufgefallen“, erzählt er. War das ein Abenteuer! Drei Wochen belagerten die Filmleute das beschauliche Lauenburg. Der sechsjährige Andy und seine Freunde wurden in Kleider gesteckt, die in die Zeit um 1850 passten. „Wir fühlten uns wie Filmstars und stolzierten in den Kostümen nach Hause“, erinnert er sich.
Er hat eine Set-Card – wie ein Model
Dies war wohl die Initialzündung: Seitdem ist Andy Darm in den Karteien mehrerer Agenturen für Statisten und Kleindarsteller gelistet. „Es gibt eine Set-Card wie bei Models, in der Fotos, bisher gespielte Rollen und Körpermaße aufgenommen werden“, erzählt er. Inzwischen sind die blonden Locken einem seriösen Haarschnitt gewichen. „Ich werde in letzter Zeit immer wieder angefragt, wenn Polizisten im Film eine kleine Rolle haben. Wahrscheinlich mache ich den Eindruck eines gewissenhaften Beamten“, sagt er augenzwinkernd.
Damals lockte das Geld – heute die Begegnung
Als Jugendlicher habe ihn vor allem das Geld gelockt, das es für die Auftritte gab. Ein Hundert-Mark-Schein sei da fast immer rausgesprungen. Heute freut er sich vor allem, bekannte Filmleute zu treffen, die einem sonst nicht jeden Tag über den Weg laufen. Geben die sich am Set überhaupt mit den Kleindarstellern ab? „Das ist ganz verschieden. Regisseur Dieter Wedel wird ja zu Beispiel nachgesagt, am Dreh ein Stinkstiefel zu sein. Die Profis hat er auch oft zur Sau gemacht. Uns Kleindarstellern hat er dagegen das Gefühl gegeben, ein wichtiges Rad im Getriebe zu sein.“
Weiter in fremde Rollen schlüpfen
Das Filmgeschäft aufzugeben, daran denkt Andy Darm auch mit fast 57 nicht. Zwar will er dafür seinen Job bei der Stadt nicht an den Nagel hängen, aber in eine fremde Rolle schlüpfen und einen kurzen Sprechtext lernen – das macht ihm nach wie vor Spaß. Und eigentlich widerspricht sich das ja auch alles gar nicht: Schon so mancher hat sich gewundert, wie es Lauenburgs Veranstaltungsmanager immer wieder schafft, Leute zu engagieren, die eigentlich viel größere Bühnen bespielen.