Lauenburg. Torflager am Kuhgrund entstand vor letzter Eiszeit
Es tropft und tropft – rund um die Uhr und fast zu jeder Jahreszeit. Das Wasser hat bereits einen Überhang ausgehöhlt, an dem letzte Eiszapfen schmelzen. Verschiedene Schichten schillern farbig. Wasser läuft durch den Sand und über den Wanderweg hinab zur Elbe. Nur wenige Lauenburger wissen, dass in ihrer Nachbarschaft ein bedeutendes Geotop liegt – ein Denkmal der unbelebten Natur. Es ist das interglaziale Torflager im Kuhgrund.
Hans-Dieter Zerbe hat sich kundig gemacht und ist gern zu einem Ortstermin bereit. Der Lauenburger engagiert sich nicht nur im Heimatbund und Geschichtsverein, sondern ist als Hobby-Ornithologe und begeisterter Wanderer oft im Naturschutzgebiet Hohes Elbufer unterwegs. Von der Jugendherberge aus geht es auf Elbweg und Oberstleutnantweg in Richtung Westen. Nach etwa 500 Metern liegt das Torflager vor uns.
„Es ist zwischen den beiden letzten Eiszeiten entstanden, darum der Fachausdruck interglazial“, erklärt Zerbe. Zwischen der Saale- und der Weichsel-Eiszeit lag eine Wärmeperiode von 12 000 Jahren – aus geologischer Sicht eine relativ kurze Zeit. „Torf wächst extrem langsam. Aus absterbendem Material von Bäumen und Büschen hat sich hier in den Jahren 126 000 bis 115 000 vor unserer Zeitrechnung eine dicke Schicht gebildet“, sagt Zerbe. Sie wurde in der folgenden Weichsel-Eiszeit von riesigen Gletschermassen zusammengepresst. 2 bis 2,5 Meter dick liegt das Torf nun im Elbhang – eine Rarität, auf die Lauenburg stolz sein kann, meint Zerbe. „Es ist eine geologische Attraktion, die es so im norddeutschen Raum nicht noch einmal gibt.“
Im Sommer will er darum eine Exkursion zum Torflager anbieten, plant zudem die Zusammenarbeit mit der Jugendherberge. „Von dort aus könnte es Gruppenführungen geben“, sagt Zerbe. Weil der Überhang völlig mit Efeu zugewuchert war, hat er Kontakt zur Unteren Naturschutzbehörde in Ratzeburg aufgenommen. „Mittlerweile wurde das Efeu zurückgeschnitten“, erzählt er erfreut. Auch beim Wanderweg soll es Verbesserungen geben, denn an der ständig nassen Stelle wird viel kaputt getreten. Wanderer müssen über Baumstämme balancieren, die im Morast liegen. Die Stadt habe ihm versprochen, einen Steg zu bauen.
Direkt unterhalb der Jugendherberge gibt es ein zweites Torflager, das allerdings kleiner und nicht so gut zu sehen ist. Eine typische Torfpflanze hat Hans-Dieter Zerbe auch am Geotop entdeckt: Es ist der Winterschachtelhalm, der mit seinen tiefen Pfahlwurzeln bis in wasserführende Schichten stößt. Die immergrünen Stängel können bis zu 1,30 Meter hoch werden, in Lauenburg sind sie niedriger.