Lauenburg. Theatergruppe „Thekila“ begeistert mit Komödie von Molière

Im Hause des geizigen Harpagon werden die Kaffeebohnen abgezählt. Die Schlüssel für die Lebensmittelschränke trägt der Witwer bei sich, der Strom wird per Fahrradergometer gewonnen, und sein Vermögen ist in einer Schatulle versteckt. „Thekila“, die Theatergruppe der evangelischen Kirchengemeinde, hat Molières Komödie „Der Geizige“ am Sonnabend und gestern in einer modernen Version auf die Bühne gebracht. Und darin haben es vor allem die Kinder des Harpagon schwer.

Vor dem geldgierigen Vater, gespielt von Fin Erik Eckhoff, müssen die Tochter Elise (Catriona Eschke) und der Sohn Cléante (Conrad Wegmann) kuschen. Elise hält ihre Liebe zu dem Haushofmeister Valère (Malte Knust) geheim, weil der junge Mann nicht vermögend und der Vater zu geizig für eine Mitgift ist. Der Sohn kann seine Zuneigung zur Nachbarstochter Mariane (Merle Scharnweber) nicht offenbaren, eine Heirat ist ausgeschlossen, da der Verliebte kein Geld hat.

„Wen man zum Feind hat, dessen Steckenpferd muss man reiten“, sagt Valère und macht dem Hausherrn alles recht, in der Hoffnung, ihn zu bekehren und seine Gunst zu erlangen. Der Sohn sucht derweil über einen Geldverleiher Kredit und gerät an einen Wucherer: seinen Vater, der außerdem bekundet, Mariane selbst heiraten zu wollen. Sie ist wohl anmutig, doch ist sie auch reich? Diese Frage lässt Harpagon nicht los. Doch bevor sie beantwortet wird, stiehlt jemand seine Geldschatulle, und Harpagon dreht durch.

Diese Szene wird von Fin Erik Eckhoff fantastisch gespielt. Harpagon verliert fast den Verstand, er bewaffnet sich mit einem Gewehr, läuft zitternd auf der Bühne und im Zuschauerraum umher, wirft sich dann auf die Couch: „Ich sterbe!“ Sein Leid ist wohl gerecht, dennoch empfindet man fasst Mitleid mit dem Mann, denn der Geizige ist in Wahrheit ein armer Bettler. Außer sich vor Wut lässt er nach dem Dieb suchen. Als die Schatulle wieder auftaucht, klärt sich so einiges, die Liebenden kommen zusammen. Doch Harpagon kann sich nicht mit seinen Kindern freuen, liegt mit seiner Schatulle auf dem Sofa, umarmt und küsst sie innig.

Den jungen Schauspielern unter der Regie von Pastor Philip Graffam ist es gelungen, die Handlung des 1668 uraufgeführten Stücks in die Gegenwart zu verlegen und sich dennoch respektvoll an die jahrhundertealte Textfassung zu halten. So gelingt es, sich auf die Charaktere zu konzentrieren – diese wurden wunderbar gespielt. Ein schönes Theatervergnügen in der voll besetzten Osterwoldhalle.