Lauenburg. „Thekila“ Merle Scharnweber (15) schildert einen Probenabend
Man könnte denken, eine Band probt im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, aber es ist nur Fin, der die Musik laut aufgedreht hat. „Hier, das soll ich dir von Judith geben“, begrüßt er mich und drückt mir eine Tüte mit einem weißen Kleid in die Hand. Ich selbst habe auch zwei Kleider dabei, aber die sind schwarz und türkis – zugegeben, nicht unbedingt die Farben für einen Heiratsantrag. Das klingt komisch, aber heute wollen wir Fotos für das Plakat des neuen Theaterstückes „Der Geizige“ machen. Wir proben seit September dafür. Ich spiele ich Mariane, die Geliebte von gleich zwei Männern, da bleibt ein Heiratsantrag leider nicht aus.
Nach und nach trudeln alle ein und ziehen sich um. Besonders lustig ist es, dabei Fin zu beobachten. Er spielt in dem Stück nämlich den alten und geizigen Harpagon und muss deswegen wie ein 60jähriger aussehen, obwohl er erst 24 ist. Philip Graffam, unser Regisseur, klebt ihm dafür einen Kinn- und einen Schnauzbart ins Gesicht. Seine Haare sprüht er silbergrau an. Fin ist sofort in seiner Rolle und bewegt sich nur noch humpelnd und gebückt durch den Raum. Da ist das Gelächter natürlich groß. Auch die anderen verkörpern ihre Rollen großartig. Ich bin noch nicht dran und kann den anderen beim Posieren zuschauen: Malte und Catriona tanzen zur Musik durch den Raum. Zugegeben, es ist ein bisschen seltsam, vor der Kamera zu stehen und dabei einen Heiratsantrag zu bekommen, der noch nicht einmal echt ist. Es dauert nicht länger als eine Stunde, bis alle Fotos im Kasten sind. Nach diesem Abend ist mein Respekt gegenüber den berühmten Hollywood-Schauspielern noch gewachsen. Aus den vielen einzelnen Fotos, die gemacht worden sind, will Philip später ein Plakat zusammenstellen. Ich bin gespannt, wie das aussehen wird. Gleichzeitig werde ich auch nervös, denn es erinnert mich daran, dass es nun nicht mehr lange bis zur Premiere hin ist und das merkt man uns an. Die ersten Kostüme werden anprobiert und die Proben werden nun ernsthafter. Philip ist schon von vielem begeistert, aber es klappt auch noch nicht alles 100-prozentig. Auch das Bühnenbild muss noch genau geplant und gebaut werden, ebenso wie die Requisiten. Hinter jedem neuen Stück steckt eine Menge Organisation. Die Proben sind jetzt enger getaktet. Wir üben nicht mehr nur mittwochs, sondern in der Hauptprobenwoche sogar jeden Tag. Das wird wieder sehr stressig, weiß ich aus Erfahrung. Aber es macht auch immer einen riesen Spaß – vor allem, wenn dann die Aufführung auch noch ein voller Erfolg wird.
Merle Scharnweber ist 15 Jahre alt und Schülerin am Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht. In ihrer Freizeit schreibt sie gern und spielt Theater. Für uns schildert sie einen Probenabend der Theatergruppe „Thekila“ der evangelischen Kirchengemeinde Lauenburg unter der Leitung von Pastor Philip Graffam.
„.Der Geizige“ ist eine Komödie von Molière, die am 9. September 1668 im Théâtre du Palais-Royal uraufgeführt wurde. Die Inszenierung der Theatergruppe „Thekila“ zeigt eine moderne Version. Premiere hat das Stück am Sonnabend, 17. Februar, 19.30 Uhr, in der Osterwold-Halle. Ein weitere Aufführung ist am darauffolgenden Sonntag, 15.30 Uhr. Karten zum Preis von 10 Euro (ermäßigt 5 Euro) gibt es im Kirchenbüro, Telefon (041 53) 23 82 sowie in der Tourist-Information, Telefon (0 41 53) 5 90 92 20.