Lauenburg. Weil er hier sein Boot in vermutete, fuhr ein Schwede mit dem Taxi von Rostock nach Lauenburg. Eine Suchaktion begann.

Wenn sich Hafenmeisterin Yildiz Frühauf in vielen Jahren zur Ruhe setzt, könnte sie ein Buch schreiben. Stoff dafür hätte sie genug, denn viele Geschichten tragen sich in der Lauenburger Marina zu: lustige, traurige und manchmal auch solche, über die man erst im Nachhinein lachen kann – so wie die von Eskil Haglund aus Schweden.

Ungewöhnlicher Polizeieinsatz an der Marina

„Es war ein merkwürdiger Einsatz. Wir wurden am Montagnachmittag zur Marina gerufen, weil ein Skipper in Lauenburg sein Boot sucht und dazu extra mit einem Taxi aus Rostock kam“, erzählt Polizeichef Ulf Clasen. Yildiz Frühauf hatte dem 75-jährigen Freizeitkapitän zunächst nicht helfen können. Zwar konnte sie sich an sein Segelschiff „Lady be good“ erinnern, aber damit war Eskil Haglund nach seinem vierwöchigen Aufenthalt in Lauenburg bereits im Juli wieder losgefahren.

75-Jähriger wollte in die Karibik segeln

„Ein lieber älterer Herr, der mit seinem Boot in die Karibik schippern wollte. Ich konnte ihm das aber zum Glück ausreden“, erinnert sich die Hafenmeisterin. Aber was war in den Wochen danach passiert? Genau wusste das der schwedische Skipper auch nicht. Alles, woran er meinte, sich zu erinnern: Sein Boot würde hier in Lauenburg auf ihn warten.

Und so saß schließlich der Rostocker Taxifahrer seelenruhig im Skippertreff, trank seinen Kaffee und wartete darauf, wie es wohl weitergehen würde. „Ich rief zuerst bei der Wasserschutzpolizei in Lüneburg an. So ein Boot kann ja nicht spurlos verschwinden. Aber die Beamten waren anfangs auch überfordert von der Situation“, erzählt Yildiz Frühauf. Vor allem stellte sich die große Frage: Wie war Eskil Haglund nach Rostock gekommen, wenn er sein Boot doch in Lauenburg glaubte?

Und dann kam die Erinnerung zurück

Und während die Lauenburger Polizei und die Beamten von der Wasserschutzpolizei versuchten, der Sache auf den Grund zu gehen, hakte die Hafenmeisterin in brüchigem Englisch noch einmal bei dem Schweden nach. „Er sei über offene See gefahren, meinte er. Und dann fiel das Wort Warnemünde.“ Yildiz Frühauf zählte alle Orte in der Nähe des Ostsee-Seebads auf – und endlich dämmerte es dem Schweden: Sein Segelboot hatte er in Kühlungsborn festgemacht. Ein Anruf bei der dortigen Wasserschutzpolizei bestätigte dessen plötzliche Erinnerung. Dann klärte sich die Sache auf: Nicht nur das Boot lag tatsächlich dort, die Beamten ermittelten auch, was hinter der Geschichte steckte: Eskil Haglund war nach Kühlungsborn geschippert und dort eines Abends an Bord so schwer gestürzt, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Taxifahrt nach Lauenburg für 350 Euro

Nach seiner Entlassung konnte sich der 75-Jährige aber partout nicht daran erinnern, wo er sein Boot festgemacht hatte. Seine letzte Erinnerung war Lauenburg. Und so hatte er sich eben ein Taxi genommen und war in die Elbestadt gefahren. 350 Euro hatte er für die Fahrt hingeblättert.

Eskil Haglund hatte übrigens doppelt Glück, dass er an Yildiz Frühauf geraten war. Die Hafenmeisterin wickelte den Taxifahrer so charmant um den Finger, dass der Schwede für die Rückfahrt nach Rostock keinen Cent zahlen musste. Nur die kurze Strecke von dort nach Kühlungsborn berechnete ihm der Taxifahrer. Doch das wird Eskil Haglund sicher gern verschmerzen.