Lauenburg. Lauenburg. Die Zeiger der Turmuhr am Lauenburger Schloss werden von der Hamburger Traditionsfirma Iversen neu vergoldet.
Ein zeitloses Vergnügen ist momentan die Besichtigung des Lauenburger Schlossturms. Denn den Besucher schlägt keine Stunde – die Zeiger der Turmuhr sind abmontiert. Wie berichtet, waren sie rostig und auf der Rückseite hatte sich Material abgelöst. Folge: Die Zeiger blieben an den Ziffern hängen.
Die Experten der Hambuger Traditionsfirma Iversen, Dimier & Cie., Nachf. GmbH & Co. KG haben sich der Reparatur angenommen. Das Unternehmen, das in Kirchwerder ansässig ist, repariert jährlich fast 800 Kirchturmuhren, -glocken und -läutemaschinen in Norddeutschland. Ein Geschäft mit Geschichte: Schon die große Uhr des Hamburger Michels kam 1911 aus dieser Uhrmacherfamilie.
Mithilfe eines Hubwagens wurden die Zeiger abmontiert. Sie durchlaufen nun in der Werkstatt der Hamburger Experten mehrere Arbeitsgänge. „Die Zeiger werden mehrmals vorgestrichen und dann gelb lackiert. Das muss alles gut durchtrocken. Anschließend wird ein Anlegelack aufgetragen“, erklärt die Uhrmacherin Nicola Timmann. Der letzte Schritt ist die Vergoldung der Vorderseite mit Blattgold 23 ¾ Karat. Nicola Timmann: „Ich schätze, zwei Wochen wird es noch dauern, bis die Turmuhr wieder komplett ist. Denn bei uns stehen zurzeit viele Montagen mit dem Kran an.“
Uhrwerk aus dem Jahr 1792
Dr. Anke Mührenberg hat im Lauenburger Stadtarchiv recherchiert und einiges zur Turmuhr gefunden. Danach steht fest, dass das Uhrwerk im Jahr 1792 vom Uhrmachermeister Schröder aus Lüneburg angefertigt wurde. „Während und nach dem Ersten Weltkrieg stand die Uhr still, wahrscheinlich wurden einige Teile, wie damals üblich, abgebrochen und eingeschmolzen“, so Mührenberg.
Erst 1931 wurde die Uhr auf Anordnung von Bürgermeister Max Meiling vom Lauenburger Uhrmachermeister Struckkirchen repariert. 1932 wurde ein neues Zeigerwerk angebracht, die Uhr konnte wieder in Betrieb gehen. Finanziert wurde dies durch Spenden. Lauenburger konnten sich in Zeichnungslisten eintragen, die Hitzler-Werft stiftete das Zifferblatt und eine neue Schutzeinfassung auf der Aussichtsplattform.
„Herr Sonder bemalte das Zifferblatt umsonst, Herr Engehausen den neuen Schutzkasten um das Uhrwerk, dessen Räderwerk durch Fenster sichtbar gemacht wird. Unter Anleitung des Lehrers Niemeyer werden die neuen Zeiger entworfen, die Sonne und Mond scheinen lassen, ein Berufsschüler wird dann bei der Ausarbeitung die heutige Handwerkskunst zeigen können, wobei Herr Goldberg wieder die dazu notwendige Kupferbleche stiften wird“. So steht es in einer Akte aus der Sammlung Schönau. „Schönau war ein Mitarbeiter der Verwaltung, der über öffentliche Gebäude Dossiers angelegt hat“, so Anke Mührenberg.
Besucher können wieder in die Spitze steigen
1954 wurde das Zifferblatt erneut repariert, das zeigt ein Foto aus dem Stadtarchiv. Zu sehen ist darauf ein Mann, der aus einem Fenster des Turmes gestiegen ist und von außen an der Uhr hantiert. Ein halsbrecherisches Unternehmen, denn eine Absicherung gab es offenbar nicht.
Ob es sich beim Uhrwerk heute noch um das Original von 1792 handelt, lässt sich nicht eindeutig klären. Eduard Kunopka von der Firma Iversen hatte die Uhr im Juli auf ein Alter von etwa 150 Jahren geschätzt. Und der 91 Jahre alte Hans Henners berichtete nach unserem Artikel über eine Spende des Männerchores für eine neue Uhr. Die sei 1879 in Lauenburg eingetroffen, heißt es in der Chorchronik. Doch vielleicht handelte es sich dabei nur um Zifferblatt und Zeiger. Denn noch in den 1930er-Jahren hielt der fleißige Verwaltungsmitarbieter Schönau schriftlich fest, dass das Uhrwerk aus dem 18. Jahrhundert stamme.
Bei aller Zeitverwirrung: Das bröckelnde Mauerwerk im Turm (wir berichteten) ist mittlerweile befestigt. Besucher können nun wieder bis ganz in die Spitze steigen und den Blick über die Elbe genießen – vorerst noch ganz „zeitlos“.