Lauenburg. Stadtführung zur Grenzöffnung und Wiedervereinigung

Den 9. November 1989 wird Christina Fischer wohl ihr Leben lang nicht vergessen, genauso wenig wie alle anderen Menschen, die gebannt vor dem Fernseher saßen und ihren Augen und Ohren nicht trauen wollten: Die innerdeutsche Grenze war keine Grenze mehr. Die ganze Stadt war in jener Nacht auf den Beinen, um die ersten DDR-Bürger zu begrüßen, die mit ihren Zweitaktern die Lauenburger Luft verpesteten. Doch was spielte das schon für eine Rolle. „Wir Jugendlichen sind nach Horst zum ,Trabi-Klopfen’ gefahren“, erinnert sich Christina Fischer.

Zwanzig war sie damals, und hätte ihr jemand gesagt, dass sie 28 Jahre später Besucher in Lauenburg zu den Stellen führt, die an den historischen Moment erinnern, sie hätte es wohl nicht geglaubt. Stadtführerin Christina Fischer erinnert am kommenden Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, nicht nur an die aufregenden ersten Begegnungen mit den DDR-Bürgern, sondern auch an den Weg bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Dabei erzählt sie Anekdoten zum Schmunzeln, spart aber auch so manche tragische Begebenheit während der 29-jährigen deutschen Teilung nicht aus.

Auch wer damals selbst dabei war, wird sich während des Stadtrundgangs vielleicht gern an die spontane Party an der Alten Wache erinnern, die Lauenburger für die Besucher aus der DDR ausgerichtet haben. Der damalige Bürgermeister Hauke Matthießen war am Abend des 9. November eigentlich zum Skat verabredet. Unpünktlichkeit war eigentlich nicht seine Sache, doch er ließ seine Mitspieler warten. „Kann so schnell nicht kommen, bin am Grenzübergang. Die Leute von drüben kommen und werden hier von einer großen Menge jubelnd begrüßt. Das müsst ihr sehen“, soll er am Telefon gesagt haben. Wer die Idee hatte, ist nicht bekannt: Auf jeden Fall gab es diese Begrüßungsparty auf dem Wochenmarkt vor der heutigen Raiffeisenbank, in der sich die DDR-Bürger später ihr Begrüßungsgeld abholten. Am 13. November 1989 schrieb unsere Zeitung: „Herrmann Wilkens und Günther Brackmann spielten Lieder wie ,Sonderzug nach Boizenburg’. Es gab deftigen Eintopf, Glühwein und überall strahlende Gesichter.“

Die eineinhalbstündige Führung am 3. Oktober beginnt um 14.30 Uhr am Schlossturm (Amtsplatz). Erwachsene zahlen 4 Euro,
Kinder bis 16 Jahre 2 Euro. Wer dabei sein möchte, sollte sich in der Tourist-Information unter Telefon (041 53) 5 90 92 20 anmelden.