Lauenburg. . Lauenburg. Darius Brackmann vom Jugendbeirat spricht im Interview über marode Spielplätze und die politische Beteiligung von Jugendlichen.
Darius Brackmann ist 19 Jahre alt und Sprecher des ersten Kinder- und Jugendbeirats der Stadt Lauenburg. Wir sprachen mit ihm über die politische Beteiligung von Jugendlichen, marode Spielplätze und Lauenburgs ersten Abiturjahrgang.
Herr Brackmann, Sie sind seit vier Jahren in Lauenburgs Kommunalpolitik, trotzdem dürften Sie noch immer zu den Jüngsten gehören. Sind die Kollegen manchmal herablassend?
Darius Brackmann (überlegt) Ja. Wobei ich eigentlich zufrieden bin. Ich hatte erwartet, dass es schlimmer wird, und grundsätzlich sehen es alle gern, wenn Jugendliche sich engagieren. Aber, um ein Gegenbeispiel zu nennen, Anfang des Monats habe ich bei einer Stadtvertretersitzung eine Rede gehalten. Im Nachhinein hieß es da hinter meinem Rücken: ,Der Sprecher des Kinder- und Jugendbeirats hat sich um Kopf und Kragen geredet.’ Ich bin der Letzte, der bei Kritik dicht macht. Nur gab es von anderer Seite sehr positive Rückmeldung, und dann ist es schon irritierend, so abgestempelt zu werden.
Der Kinder- und Jugendbeirat wurde 2015 gegründet. Wie stark engagieren sich Jugendliche inzwischen in Lauenburgs Politik?
Es wird gern kritisiert, dass Jugendliche sich nicht genug beteiligen, und sicher könnten es mehr Jugendliche sein. Unser Beirat sieht es als eine seiner Hauptaufgaben, junge Menschen für politisches Engagement zu begeistern. Deshalb wollen wir landesweit einheitliche Beiratswahlen – die würden mehr Medienpräsenz schaffen. Wir sind im Gespräch mit Schulen und mit dem Landesbeauftragten für politische Bildung, und letztes Jahr haben wir eine große Plakataktion gestartet. Aber natürlich bringen alle Werbeaktionen wenig, wenn man nicht mit den Leuten spricht. Unsere Stadtrundfahrten mit dem Bürgermeister zum Beispiel sind da sehr wirksam. Als Jugendlicher erfährt man, was im Moment passiert, warum es passiert und warum es wichtig ist.
Wodurch wird auf lokaler Ebene verhindert, dass sich Bürger politisch engagieren, besonders junge?
Ich glaube, die bürokratischen Hürden sind teilweise zu hoch. Man muss erst einen formalen Antrag stellen, wenn man in einem Ausschuss eine Frage stellen will. Davor schrecken viele zurück. Außerdem ist es so, dass die Fraktionen die gesamten Diskussionen schon vor den Ausschüssen führen, wo es keiner mitbekommt. Politische Debatten finden also außerhalb der Öffentlichkeit statt.
Eins der Themen, für das der Beirat sich einsetzt, sind Lauenburgs Spielplätze. Wie steht es um sie?
Es werden immer weniger (lacht). Aber natürlich reicht es nicht, einfach mehr Spielplätze zu fordern. Man muss analysieren, wo Bedarf ist. Es ist Unsinn, Spielplätze da zu bauen, wo kaum Kinder leben. Auffällig ist, dass fast alle zwölf Spielplätze der Stadt im Westen sind, im Osten so gut wie keine. Auch bei der Ausstattung gibt es Unterschiede: Der Spielplatz an der Fischerkoppel West ist top. An der Fischerkoppel Ost stehen eine Wippe, eine Schaukel, eine Bank – das ist doch nichts. Teilweise wurden Geräte abgebaut, weil sie keine TÜV-Genehmigung bekommen haben. Wir haben mit Grundschülern die Spielplätze getestet. Die Eindrücke sind sehr durchmischt, wir stellen das demnächst vor. Dabei lernen Kinder auf Spielplätzen ein Miteinander, sie bilden ihre Motorik aus, und sie hängen weniger vor dem Handy.
Sie gehören zu Lauenburgs erstem Abiturjahrgang und werden Im Juli die Albinus-Gemeinschaftsschule verlassen. Wie kann man verhindern, dass Jugendliche aus Lauenburg wegziehen?
Dass wir hier Abitur machen können, ist schon ein erster großer Schritt. Und auch was Ausbildungen angeht, gibt es in Lauenburg viele Möglichkeiten. Bezahlbarer Wohnraum wäre wichtig, in einem ordentlichen Zustand, der Wohnraum ist häufig sehr abgenutzt. Gut ist, dass das WLAN ausgebaut wird. Andererseits ist die Innenstadt zu hässlich, das wirkt abschreckend – wobei inzwischen erste Projekte in Angriff genommen werden. Es gibt außerdem kaum Treffpunkte für Jugendliche. Vielleicht könnte man ja ehemalige Spielplätze, die nicht wieder genutzt werden können, umfunktionieren. Ein paar Liegebänke und die Möglichkeit zu grillen. Vor allem Platz. Das wäre schon was.