Lauenburg. Lauenburg vor 50 Jahren Der später umstrittene Mediziner modernisiert das städtische Krankenhaus

Was hat die Lauenburger vor 50 Jahren bewegt? Einige von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, können sich sicher noch an Ereignisse erinnern, die unsere damaligen Kollegen festgehalten haben. Wir blättern in loser Folge in den Ausgaben der Lauenburgischen Landeszeitung aus dem Jahre 1967.

Das Lauenburger Krankenhaus kann sich sehen lassen

„Ein Haus, auf das wir stolz sein können“, titelt die Zeitung vor 50 Jahren. Anlass ist ein Besuch des Magistrates und des Gesundheitsausschusses im Lauenburger Krankenhaus. Dessen Umbau war gerade abgeschlossen und hatte die Stadt einiges gekostet. Darum hatte der Chefarzt Julius Hackethal – der später noch für viele Schlagzeilen sorgen sollte – die Politiker zu einer Besichtigung eingeladen. „In 125 Wochen konnte dank der Lauenburger Stadtväter aus dem städtischen Krankenhaus eine kleine Klinik gemacht werden, die heute im wesentlichen einen Vergleich mit den meisten Neubauten nicht zu scheuen braucht“, freute sich Hackethal. Der Chirurg hatte Zahlen parat, um die Bedeutung des Hauses zu unterstreichen. „So stieg allein die Zahl der Operationen von 800 im Jahre 1964 auf 2000 im vergangenen Jahr. Während 1964 noch 915 Patienten stationär behandelt wurden, waren es 1966 schon 1233“, heißt es in dem Artikel vom 2. Juni 1967. Damit sei aber auch eine Kapazitätsgrenze erreicht, betonte der Chefarzt und dankte seinen Mitarbeitern, „die von mir nicht so kolossal geschont werden“. Lang ist die Aufzählung der Modernisierungsmaßnahmen – immerhin war das Gebäude zu diesem Zeitpunkt bereits 100 Jahre alt und seit 55 Jahren als Krankenhaus im Betrieb. Ein zweiter OP-Raum, Ölheizung, Müllverbrennungsanlage, Telefonzentrale, Krankengymnastikraum, eine erweiterte Ambulanz, fahrbare Betten – alles neu. „Jetzt sind wir manchem Krankenhaus voraus!“, freut sich Julius Hackethal.

Bis 1976 blieb er Chefarzt in Lauenburg. Er wurde zu einem der bekanntesten und umstrittensten Mediziner Deutschlands, griff seine Standeskollegen wiederholt scharf an und setzte sich schon damals für aktive Sterbehilfe ein.

Doch 1967 arbeitete Hacke­thal erst seit einem Jahr im Lauenburger Krankenhaus. Und wartete beim Magistratsbesuch mit einer ganz besonderen Überraschung auf: „Hausmeister Simoneit holte aus dem ehemaligen Schweinestall ein Ferkel, das Professor Hackethal dem Magistrat schenkte“, berichtet der Redakteur. Das Tier sollte aufgezogen und zum Jahresende für den Magistrat geschlachtet werden. Bürgervorsteher Karl-Heinz Wulff dankte spontan: „Das Futter spendiere ich bis zum Schlachtfest!“ Auf dieses Haus könne man nun stolz sein, so Wulff. Doch er mahnte auch, es gebe eine Grenze, die finanziell nicht überschritten werden dürfe.

1990 entließ die Stadt das Krankenhaus aus ihrer Regie – es wurde an das Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht angegliedert und 2004 endgültig stillgelegt.