Lauenburg. Stadt nimmt Ausschreibung und Koordination der Planung der neuen Trasse selbst in die Hand, das Land trägt die Kosten.
„Wir sind mit gemischten Gefühlen nach Kiel gefahren“, räumt Heinz Victor ein. Er und seine Mitstreiter vom Bürgeraktionsbündnis (BAB) wollten Staatssekretär Dr. Frank Nägele daran erinnern, dass er Ende vergangenen Jahres selbst die Dringlichkeit der innerörtlichen Verlegung der B 209 durch das Industriegebiet bestätigt hatte. Dieses Projekt favorisieren auch die BAB-Akteure noch vor der Ortsumfahrung der B 5 am nördlichen Stadtrand. In der Prioritätenliste des Landes tauchte das Vorhaben B 209 dann aber gar nicht mehr auf (wir berichteten). Darüber hatte sich auch Bürgermeister Andreas Thiede mächtig geärgert und sich daher der Protestfahrt in die Landeshauptstadt angeschlossen.
Argumente überzeugten
Doch in Kiel wendete sich das Blatt, und plötzlich ist die Verlegung der B 209 durch das Industriegebiet in greifbare Nähe gerückt. „In der Prioritätenliste der Planer zählten lediglich die harten Fakten, also Baukosten, Verkehrsaufkommen usw. Da lagen beide Lauenburger Ortsumfahrungen fast gleichauf. Wir konnten aber mit den weichen Faktoren argumentieren“, freut sich Victor. Demnach sei die Ortsumfahrung der B 209 parteienübergreifend akzeptiert. Da es sich um eine innerstädtische Verlegung der Straße handelt, wären auch keine anderen Gemeinden davon betroffen. „Man darf auch nicht vergessen, dass das Lauenburger Industriegebiet durch die neue Trasse besser erschlossen wäre und es im Ernstfall eine weitere Zuwegung zu den Unternehmen dort gäbe“, ergänzt der Bürgermeister. Doch viel hätte die Lauenburger Delegation in Kiel trotzdem nicht gewonnen, wenn die Ortsumfahrung der B 209 in der Prioritätenliste der Verkehrsplaner lediglich einen Platz nach oben geklettert wäre.
Stadt koordiniert die Trassenplanung
„Die größte Überraschung für uns war, als man uns anbot, dass die Stadt die Planung der Trasse in die eigene Regie nehmen kann. Das Land würde trotzdem die Kosten übernehmen“, berichtet Victor. In Lauenburg gibt es nämlich eine Besonderheit: Da die Ortsumfahrung ausschließlich auf städtischem Gebiet verläuft, ist nicht zwingend ein Planfeststellungsverfahren geboten, es genügt die städtische Bauleitplanung durch einen Bebauungsplan. Ganz von vorn müssen die Planer übrigens nicht anfangen: Im Entwurf für den Bebauungsplan „Bahnhof“ ist eine mögliche neue Trassenführung der B 209 bereits berücksichtigt.
„Wir werden uns jetzt mit dem Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr abstimmen, in welcher Form wir die Planungsleistungen vergeben können“, sagt der Amtsleiter für Stadtentwicklung, Reinhard Nieberg. Die Planung der neuen Straße selbst soll dann ein externes Büro vornehmen. Das aufwändige europaweite Ausschreibungsverfahren und die Steuerung der Umsetzungsphasen liegt dann aber in den Händen der Stadt.
Ziel: Baureife in vier Jahren
Doch Nieberg ist optimistisch: „Wenn alles gut geht, könnten wir in vier Jahren ein baureifes Projekt haben“, hofft er. Im neuen Bundesverkehrswegeplan sind für die innerörtliche Verlegung der B 209 in Lauenburg insgesamt 17 Millionen Euro veranschlagt.