Lauenburg. Zwei Ortsumgehungen schafften es in den Bundesverkehrswegeplan. Doch für das Land haben sie keine große Priorität.

Im November vergangenen Jahres war Heinz Victor noch optimistisch: „Wir sehen unser Anliegen bei Staatssekretär Dr. Frank Nägele in guten Händen“, hatte der Sprecher des Bürgerbündnisses „Lauenburg reicht’s!“ (BAB) nach dem Besuch in Kiel gesagt. Auch Bürgermeister Andreas Thiede hatte sich den BAB-Akteuren angeschlossen, um über 500 Unterschriften von Lauenburgern zu übergeben, die den baldigen Planungsbeginn der beiden Lauenburger Ortsumgehungen forderten.

Staatssekretär sagte im November Unterstützung zu

Immerhin hatten es die Verlegung der B 5 an den nördlichen Stadtrand und die innerörtliche Verlegung der B 209 durch das Industriegebiet in den vordringlichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplanes geschafft. „Wir freuten uns, dass man wie wir im Ministerium davon ausging, dass die Ortsumgehung der B 209 eine hohe Priorität hat und man für einen schnellen Planungsbeginn deshalb eventuell sogar ein externes Büro einschalten wollte“, erinnert sich Victor.

Planung der Trassenführungen nicht in Aussicht

Doch jetzt die Ernüchterung: Kiel sieht diese Planung nämlich überhaupt nicht als wichtig an. Selbst die aus Sicht des BAB wesentlich aufwendigere Verlegung der B 5 landete zumindest etwas weiter vorn auf der Prioritätenliste. Wie gestern berichtet, hatte Verkehrsminister Reinhard Meyer am Montag in Breitenfelde eine Reihenfolge in der Planung der sechs Ortsumgehungen des Kreises vorgestellt, die in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wurden. Demnach stehen für eine der beiden Trassen in Schwarzenbek und die Ortsumgehung Geesthacht bereits Planungstermine fest. Unklar ist dagegen, wann die Planungen für die Lauenburger Verlegung der B 5 und der zweiten Schwarzenbeker Umfahrung in Angriff genommen werden. Ganz abgeschlagen sind auf der Prioritätenliste des Landes die Ratzeburger Ortsumfahrung und die Lauenburger Verlegung der B 209.

Bürgermeister Andreas Thiede verärgert

„Ich bin sehr verärgert. Das war anders angekündigt“, reagierte gestern Bürgermeister Andreas Thiede auf die schlechte Nachricht. Was der Lauenburger Verwaltungschef überhaupt nicht verstehen kann: „Wir favorisieren die Verlegung der B 209 schon allein deshalb, weil sich in dieser Frage alle politischen Fraktionen einig sind. Warum setzt man denn nun in Kiel andere Prioritäten?“

Bundestagsabgeordneter Norbert Brackmann (CDU) vermutet hinter den Plänen des Kieler Verkehrsministeriums „Wahlkampf ohne Ortskenntnisse“. Das Argument, dass die Lauenburger Elbbrücke nicht im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen wurde und dies aber für die neue Trassenführung der B 209 erforderlich sei, könne nicht gelten. „Es gibt ja im Rahmen des Bebauungsplanes bereits Varianten zu möglichen Trassenführungen dieser Ortsumfahrung, die mit der Elbbrücke gar nichts zu tun haben“, so Brackmann.

Bürgeraktionsbündnis will in Kiel Druck machen

Für Heinz Victor und seine Mitstreiter vom BAB steht nun fest, dass sie sich in Kiel wieder verstärkt Gehör verschaffen werden. „Wir fühlen uns verschaukelt und werden uns das nicht gefallen lassen“, stellt er klar. Dabei wissen die Akteure auch Bürgermeister Andreas Thiede an ihrer Seite. „Wir haben uns kurzfristig zu einem Gespräch verabredet, um das weitere Vorgehen zu besprechen“, kündigt Victor an. Dass das Bürgerbündnis ordentlich Druck machen kann, hat es in der Vergangenheit bewiesen: 2010 hatten die Mitglieder durch zahlreiche Aktionen das Durchfahrtsverbot auf der B 5 für Lkw über 12 Tonnen erzwungen.