Lauenburg. Lauenburg vor 50 Jahren Informationsveranstaltung um neuen Bebauungsplan
Was hat die Lauenburger vor 50 Jahren bewegt? Einige von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, können sich sicher noch an Ereignisse erinnern, die unsere damaligen Kollegen festgehalten haben. Wir blättern im Archiv der Lauenburgischen Landeszeitung in der Ausgabe vom 19. Januar 1967.
„Dieser Bebauungsplan ist ein Kind der Sünde“
Fast könnte man sich an die Gegenwart erinnert fühlen. Heute wartet Lauenburg auf Marktgalerie, Edeka-Neubau und das Hotel am Fürstengarten. Diese Pläne haben schon für so manche Diskussion gesorgt. „Heftige Auseinandersetzungen im Gewerbeverein um die Ortskernplanung“ meldete die Lauenburgische Landeszeitung am 19. Januar vor 50 Jahren. Das Hotel Stadt Hamburg war voll besetzt, als der Lauenburgs Gewerbeverein zur Infoveranstaltung eingeladen hatte. Stadtbaumeister Wegner und der CDU-Vorsitzende Hagemann sprachen über den umstrittenen Bebauungsplan 5. Es ging unter anderem um einen Neubau der Kreissparkasse, ein weiteres Geschäftshaus, den Ausbau der Berliner Straße und eine neue Tangentialstraße.
„Wir Gewerbetreibenden werden diesen Bebauungsplan als allererste verwünschen. Wenn Hamburger Unternehmen hier Superläden aufmachen, dann haben wir das Nachsehen“, protestierte der Einzelhändler Neetzke. Er forderte vielmehr einen geräumigen Marktplatz, wie ihn jeder organisch gewachsene Ort habe. Stadtvertreter Migge von der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWL) meinte gar: „Dieser Bebauungsplan ist ein Kind der Sünde!“ Denn dabei hätten Vertreter mitgewirkt, die selbst betroffen seien – das sei undemokratisch.
„Nur mit Mühe konnte Vorsitzender Willi Hein manchmal die mit zahlreichen persönlichen Angriffen durchsetzte Diskussion unter Kontrolle halten“, berichtet der Redakteur. Besonders heftig erregten sich die Gemüter, als die UWL die Kosten für den neuen Ortskern thematisierte. Vor drei Jahren habe man noch 3,8 Millionen Mark genannt, heute spreche man schon von 5 Millionen, kritisierte Stadtvertreter Migge. „Kein Mensch kann uns heute sagen, in was wir hineingetrieben werden“, bekräftigte ein anderer Diskussionteilnehmer.
Streit gab es auch um die Beteiligung der Anlieger. Bürgermeister Hermann Franck betonte, wer keine Vorteile durch den neuen Ortskern habe, der brauche auch nicht zu zahlen. Stadtrat Heinrich konterte: „Die gesamte Bevölkerung hat Vorteile durch den neuen Ortskern, sie wird auch bezahlen müssen.“ Rechtsanwalt Unglaube habe daraufhin eine Zusage verlangt, dass Abgaben und Steuern durch die Pläne nicht steigen, berichtet die Zeitung. Doch darauf sei niemand eingegangen. Der Vereinsvorsitzende Willi Hein mahnte, die Lauenburger dürften nicht kapitulieren, „wenn ein fremder Geschäftsmann in die Stadt kommt.“ Man müsse aber unbedingt versuchen, die Kaufkraft am Ort zu binden.
Der Lauenburger Ortskern hat sich seit damals sehr verändert. Die neue Kreissparkasse wurde im August 1969 eingeweiht, ebenso das neue Hochhaus, weiß Stadtarchivarin Dr. Anke Mührenberg. Auch die Tiefgarage und das Kaufhaus Burgdorff sind in dieser Zeit entstanden, erinnert sich Horst Eggert, Vorsitzender des Geschichtsvereins. Die meisten Geschäfte in der Elbstraße gab es da schon nicht mehr, der Einzelhandel konzentrierte sich nun in der Oberstadt, die durch neue Siedlungen stark gewachsen war. Die Tangentialstraße wurde nicht bis zum Großen Sandberg geführt, wie ursprünglich geplant. Der heutige Askanierring endet am Fürstengarten.