Lauenburg. Sara Burghoff ist die neue Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde. Am 1. Februar tritt sie ihren Dienst an.

Jetzt ist das Lauenburger Pastorentrio komplett: Ab 1. Februar verstärkt Sara Burghoff das Team und arbeitet dann an der Seite der beiden Pastoren Philip Graffam und Ulrich Billet. Wir sprachen mit der 33-jährigen Theologin über ihre Pläne in der Lauenburger Gemeinde und ihre Sicht auf christliche Werte in der heutigen Zeit.

Frau Burghoff, Sie sind in einem Alter, in dem sich viele beruflich noch gar nicht festgelegt haben. Wurde Ihnen der Wunsch, Pastorin zu werden, in die Wiege gelegt?

Burghoff: Meine Eltern hatten früher mit der Kirche gar nicht viel am Hut. Ehrlich gesagt, war meine erste Zuwendung zur Religion eine Art pubertäres Aufbegehren. Das änderte sich dann aber schnell, weil ich einen tollen Religionslehrer hatte. Von ihm habe ich gelernt, dass Christsein vor allem bedeutet, Fragen zu stellen. Übrigens sind meine Eltern heute sehr stolz auf mich.

Sie sind in Berlin aufgewachsen und haben sich ihre ersten Sporen als Pastorin in der knapp 2000-Seelen-Gemeinde Breitenfelde verdient. Lauenburg ist Ihre zweite berufliche Station. Ist das nicht ein Kulturschock nach Ihrer Jugend in der Großstadt?

Es ist natürlich ganz anders, in einer Kleinstadt zu leben, aber auch spannend. Mir gefällt an Lauenburg, dass es so beschaulich ist. Das gibt die Chance, den Gemeindemitgliedern viel näher zu kommen. Ich denke, dass ich vor allem junge Erwachsene erreichen kann. Wir sind auf Augenhöhe und haben die gleichen Fragen und Probleme. Ich möchte aber auch mit jenen Lauenburgern in Kontakt kommen, für die Kirche keine oder kaum eine Bedeutung hat.

Um sie zu bekehren?

Natürlich nicht. In meinem Freundeskreis gibt es Menschen unterschiedlichen Glaubens, aber auch Atheisten. Ich empfinde das als unglaublich bereichernd. Ich denke, dass Menschen überhaupt viel voneinander lernen können, völlig egal, welcher Religionsgemeinschaft sie angehören.

Kommt es Pastoren aber nicht vor allem darauf an, sonntags nicht vor leeren Kirchenbänken zu predigen?

Ja, auch. Aber ich definiere Christsein und auch meine Rolle als Pastorin weiter als den Gottesdienst. Ich möchte Leute bestärken, an sich zu glauben, weil ich denke, dass in jedem Menschen großes Potenzial steckt, auch wenn er das selbst fast vergessen hat. Dann braucht er jemanden, der ihm den Rücken stärkt.

Ist das nicht eine große Bürde für eine so junge Frau? Es gibt ja Schicksale, die sind kaum zu ertragen. Wenn Sie als Seelsorgerin mit einem verzweifelten Menschen sprechen, nehmen Sie seine Probleme abends mit ins Bett?

Natürlich gibt es diese Momente. Aber dann stärkt mich mein Glaube. Ich weiß ja, dass ich von der Last abgeben kann.

Sie glauben also grundsätzlich an das Gute im Menschen. Wenn Sie darüber nachdenken, was gerade in der Welt und auch bei uns in Deutschland passiert, kommen Ihnen da nicht manchmal Zweifel?

Ich habe nicht auf alles eine Antwort, und auch selbst viele Fragen. Das hat nichts mit meinem Alter zu tun, ich möchte mir das unbedingt bewahren. Martin Luther zum Beispiel war ja auch ein krasser Zweifler. Daran möchte ich mich orientieren. Das schließt ein, der Kirche immer wieder Fragen zu stellen. Nur das bringt uns ja nach vorn.

Sind christliche Werte heutzutage nicht aus der Mode gekommen? Nehmen wir nur mal die zehn Gebote.

Christliche Werte sind für mich ganz wesentliche Dinge: Nächstenliebe ist ja nicht nur ein Wort. Das heißt für mich, eben nicht die Grenzen zu verschließen für Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Oder Menschenwürde. Die hat auch jemand, der sturzbetrunken auf der Bank an der eiskalten Bushaltestelle liegt. Da kann man doch nicht wegsehen. Und ich glaube daran, dass Menschen immer wieder eine Chance verdienen. Das ist allerdings nicht immer leicht.