Lauenburg. . Jugendzentrum Seit 25 Jahren verbringen junge Lauenburger hier einen wichtigen Teil ihres Lebens
Wenn der zwölfjährige Mustafa und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Yasir im Jugendzentrum ihren Nachmittag verbringen, weiß Alparslan Barcin seine Sprösslinge gut aufgehoben. Schließlich hat der 38-Jährige hier selbst einen großen Teil seiner Jugend verbracht. Er gehörte zu den ersten Lauenburger Jugendlichen, die das Juz an der Reeperbahn nach der Eröffnung vor 25 Jahren „unsicher“ gemacht haben.
Auch Erhan Tamer kann sich noch gut an die erste Zeit des Juz in Lauenburg erinnern: „Wir waren eine eingeschworene Clique und haben uns für unsere Interessen eingesetzt.“ So seien er und seine Kumpels aus dem Juz als begeisterte Skatboarder bald Stammgäste in der Lauenburger Stadtverwaltung gewesen. „Wie wollten unbedingt eine Skaterbahn haben. Schließlich haben wir der Verwaltung solange die Tür eingerannt, bis endlich eine im Fürstengarten aufgebaut wurde“, erinnert sich der heute 40-Jährige.
Wenn Andy Darm diese Geschichten heute hört, muss er schmunzeln. Er gehörte mit Heidi Sassenscheidt und Winfried de Boer zu den ersten Betreuern im Jugendzentrum. Alparslan Barcin weiß noch genau, wie sich der damals 30-Jährige bei den Lauenburger Jugendlichen vorgestellt hat: „Er behauptete, das Juz müsse raus. Hier würde McDonalds einziehen.“ Womit der junge Betreuer damals nicht gerechnet hatte: Die Jugendlichen waren hellauf begeistert. „Ich dachte, sie würden dann das Juz mehr schätzen. Aber McDonalds wäre ihnen offensichtlich noch lieber gewesen“, sagt Andy Darm lachend.
Ein paar Illusionen hätte er in den 22 Jahren Betreuertätigkeit im Juz schon verloren. „Aber letztlich sind aus den meisten ordentliche Menschen geworden, auch wenn sie als Jugendliche manchmal den Macker ‘rausgekehrt haben“, sagt Andy Darm zufrieden.
„Ein paar gelbe Karten habe ich damals schon gesehen“, gibt Alparslan Barcin zu. Es ist nun mal blöd, wenn man nicht zur Disco darf, nur weil man noch nicht 16 ist. „Ich bin durchs Fenster rein, Andy direkt vor die Füße. Da brannte die Luft." Woran sich der Familienvater aber auch heute noch gern erinnert: Die Betreuer seien zu den Jugendlichen immer fair und bei manchem Streit mit Lehrern an ihrer Seite gewesen.
Auch in einer Lauenburger Facebookgruppe erinnern sich dieser Tage ehemalige Jugendliche an ihre Zeit im Juz vor mehr als 20 Jahren : „ Wir waren so cool. Das waren unsere Räume, unsere Veranstaltungen. Wir waren nicht nur dabei, sondern mittendrin“, schreibt eine Mittdreißigerin. „Montags war immer Mädchentag, da durften keine Jungs rein“, weiß eine andere Lauenburgerin noch.
Ein Tag in der Woche nur für Mädchen ist eine der Regeln im Juz, die sich seit 25 Jahren hält. Heute haben Alparslan Barcin und Erhan Tamer Verständnis dafür. Damals hätten sie sich aber an den Mädchentagen die Nase am der Tür vom Juz platt gedrückt. „Das ist heute nicht anders“, weiß Andy Darm, hält es aber nach wie vor für wichtig, dass Mädchen mitunter für sich sein können.
Waren die Jugendlichen vor 25 Jahren anders als heute? Der ehemalige Betreuer muss einen Moment überlegen: „Sie haben vielleicht mehr Karten gespielt, und ein Videofilm war damals noch etwas Besonderes. Aber im Grunde haben sie genauso viel Blödsinn gemacht, wie die Kids heute und sie waren genauso liebenswert. Zuwendung und Verständnis brauchen nun mal alle Jugendlichen. Daran wird sich auch in 50 Jahren nichts ändern.“