Lauenburg. Lauenburg vor 60 Jahren An zwei Sonntagen vor Weihnachten wird die Stadt zum Einkaufsparadies
Wir schreiben das Jahr 1956: Seit acht Jahren haben die Lauenburger mit der D-Mark wieder eine verlässliche Währung in der Tasche. Doch trotz Vollbeschäftigung müssen viele Familien den Pfennig dreimal umdrehen. Wir blättern im Stadtarchiv (Amtsplatz 4) in den Ausgaben der Lauenburgischen Landeszeitung von 1956.
Perlonstrümpfe für 2,95 Mark, Schnapsgläser für 10 Pfennig
Mit gleich vier Sonderseiten erscheint die Lauenburgische Landeszeitung am 6. Dezember 1956. Kein Wunder, die zahlreichen Geschäfte der Unter- und der Oberstadt wollen die Kunden an den bevorstehenden verkaufsoffenen Sonntagen in die Läden locken. „Der Einkaufsbummel zum kupfernen und silbernen Sonntag (9. und 16. Dezember) gehört mit zu den Höhepunkten der Vorfreude auf das große Fest. An diesen Tagen ist sogar der Hausherr beim Einkauf mit von der Partie“, schreibt die Zeitung.
Fast 80 Geschäfte und Unternehmen übertreffen sich gegenseitig darin, die Kunden im Weihnachtskaufrausch anzusprechen. Die Shoppinglust – sie hieß damals freilich noch nicht so – scheint in diesen Tagen auch in Familien ausgebrochen, bei denen das Geld nicht so locker sitzt: Perlonstrümpfe für 2,95 D-Mark empfiehlt Textilhaus Burgdorff dem sparsamen Ehemann, einen Mohair-Schal für 5,50 DM kann die Gattin ihm auf den Gabentisch legen. Wer es noch preiswerter mag, dem sei ein Besuch bei Eisen-Heinrich empfohlen: Hier gibt es Sammeltassen für 1,85 Mark und Schnapsgläser für 10 Pfennig. Das Seifenhaus Hansa wirbt mit einem Probestück Gesichtsseife pro Einkauf. Ein paar Geschenktipps gibt es noch gratis dazu: Wie wäre es mit einem Plättbrett für die Dame und einem edlen Duft für den Herrn?
Aber auch Kunden mit größerem Geldbeutel bietet Lauenburg alles für einen erfolgreichen Einkaufsbummel: Bei Touropa-Reisen gibt es eine neuntägige Reise ins Skiparadies Ruhpolding für 139 D-Mark. Fahrlehrer Martens empfiehlt einen Gutschein für die Fahrausbildung, und Elektromeister Carl Bleick hat neue Fernsehgeräte im Angebot. Gold- und Silberschmuck für die Angebetete kauft der Herr am besten bei Goldschmied Harry Buchholtz in der Elbstraße.
„An den beiden verkaufsoffenen Sonntagen werden nicht nur die Lauenburger unterwegs sein, um Einkäufe in Ruhe zu erledigen, sondern ebenfalls die Kundschaft aus dem südlichen Kreisteil und aus Niedersachsen“, schreibt die Zeitung. Weihnachten 1956 haben die Gewerbetreibenden sogar Sonderbusse beim Lauenburger Busunternehmen Meister geordert, die Kunden aus den umliegenden Dörfern und auch aus Niedersachsen zur Einkaufstour abholen sollen. Der Redakteur der Lauenburgischen Landeszeitung gerät ins Schwärmen: „Seit Jahrhunderten ist Lauenburg für diese Gebiete wirtschaftlicher Mittelpunkt. Man weiß es mit Recht zu schätzen, wenn man in Geschäften kauft, denen man seit langer Zeit vertraut.“