Lauenburg. Historischer Kalender zeigt Ansichten zur Geschichte der Lauenburger Gastwirtschaften und Hotels

Fast auf den Tag genau vor 360 Jahren, erteilte Herzog Julius Heinrich dem ersten Lauenburger Gasthof die Privilegation. Dem Wirt wurde auferlegt „saubere Gemächer, Stuben, Kammern, Bett und Bettgewand, gesunde Lebensmittel, unverfälschte Biere, guten rheinischen Wein“ sowie „Hafer, Stroh und Raufutter“ bereitzuhalten. Außerdem sollte er den Adler zum Zeichen seines Gasthofes aushängen. Das noch heute als Hotel Stappenbeck bekannte Haus, führte deshalb während vieler Jahre den Namen „Goldener Adler“.

Der Lauenburger Landesfürst hatte damals sicher nicht geahnt, dass er mit dieser Urkunde einen Wirtschaftszweig begründet, auf den Lauenburg noch heute setzt: den Tourismus. Alte Ansichten von Lauenburger Gastwirtschaften hat der Heimatbund und Geschichtsverein für den Fotokalender zusammengestellt, den Horst Eggert druckfrisch in den Händen hält. „Die erste Blütezeit der Lauenburger Gastwirtschaften war in den 1920er-Jahren“, weiß der Vereinschef. Wohlhabende Städter aus Hamburg und Niedersachsen kamen zur Sommerfrische nach Lauenburg und blieben oft über das Wochenende. Fünf Hotels gab es in dieser Zeit in Lauenburg und alle hatten ihre Stammgäste. An der Alten Wache, wo heute die Raiffeisenbank steht, brannte am 1. Oktober 1924 das Hotel „Zum weißen Schwan“ ab. Schon ein Jahr später eröffnete Gastwirt Paul Peters an dieser Stelle das Kurhotel. „Das war den Lauenburger Stadtvätern aber zu pompös. Deshalb gab es für diesen Namen keine Genehmigung“, weiß Horst Eggert. Der Name Parkhotel war dem Amtsschimmel dann genehm und so wurde das Haus eines der besten Adressen der Stadt. „Künstler aus Berlin übernachteten oft im Parkhotel mit dem großen Garten, der die gesamte Fläche des heutigen ZOB einnahm“, erzählt der Heimatforscher. Vor den Kunstmalern aus der Hauptstadt war keine der verwinkelten Gassen der Altstadt sicher. Oder sie saßen stundenlang am Elbufer und brachten die Landschaft auf die Leinwand. Im „Alten Posthof“ an der Hamburger Straße betteten dagegen meist Kaufleute ihr müdes Haupt in die Kissen, die auf Handelsreise zwischen Hamburg und Berlin waren. Bevor die Autos ihren Siegeszug antraten, wurden im „Alten Posthof“ die Pferde ausgespannt und versorgt.

Sommerfrischler wählten Lauenburg aber auch für einen Tagesausflug aus. „Viele Hamburger Familien kamen mit dem Dampfer aus der Hansestadt und legten in Lauenburg an. Es war schick, sich in einer Gastwirtschaft einen Kaffee servieren zu lassen. Oder man ließ sich im Mai die Waldmeisterbowle schmecken, auch Möschen genannt.“

Das Waldhaus Glüsing , das sich seit dem Mittelalter im Besitz der Lauenburger Familie Ohle befand, muss seit je her ein romantischer Ort gewesen sein. Ob das an dem angrenzenden Wäldchen lag – man weiß es nicht. Jedenfalls hat der Heimatdichter Julius Salzwedel dem Gasthaus sogar ein Gedicht gewidmet. Und etwa 30 Jahre später lernte Horst Eggert im Waldhaus Glüsing seine Frau Margit kennen.

Den Fotokalender gibt es zum Preis von 12,50 Euro in der Touristinformation (Elbstraße 59), der Buchhandlung Rusch (Bergstraße 1A), im Immobilienbüro Heike Maurer (Fürstengarten 10) und beim Altstadtfriseur (Elbstraße 121).

Mein Glüsing traut am

Waldeshain, wie gern weil’ ich bei dir. Wo singen süß die Vögelein im herrlichen Revier.

Wer kennt nicht da das Ohl’sche Haus, wo unser

Becher blinkt. Da zieht es uns ja stets hinaus und froh ein jeder singt:

O du mein Glüsing,

mein liebster Aufenthalt.

liegst ja so prächtig

im schönen grünen Wald.

Bei dir, mein Glüsing,

wird mir so frei mein Herz.

Da flieh’n die Sorgen,

vergess ich meinen Schmerz.

Und ist verrauscht

der Jugend Glück,

steh’ einsam ich allein,

so kehre ich noch oft zurück,nach meinem Lieblingshain

Julius Salzwedel