Lauenburg. Erlebnisbericht Oliver Trelenberg trotzt seinem Schicksal aus Krankheit, Armut und Misshandlungen

„Ich hatte eine schlimme Kindheit mit Prügel und Misshandlungen, ohne Wärme und Geborgenheit. Ich fing mit 12 Jahren an, Alkohol zu trinken, brach die Lehre ab und bekam Depressionen und Zwangserkrankungen.“ So begann Oliver Trelenberg, seine Lebensgeschichte vor etwa 30 Besuchern im Café Brawo zu erzählen. Für Oli, wie er genannt werden will, hat sich das Blatt erst gewendet, als er das Radeln für sich entdeckt hat und mit einem einzigartigen Spendenprojekt jetzt auch anderen hilft.

„Es war schon harter Tobak, was Oli über sein Leben berichtete“, sagt Andreas Holtermann vom Verein Psychische Selbsthilfe, der die Veranstaltung organisiert hatte. Immerhin folgen Schicksalsschlag auf Schicksalsschlag: Oli bricht die Ausbildung ab, wird straffällig, beginnt zu trinken und wird von einer Walze aus Depressionen und zwanghaftem Verhalten überrollt. Was folgt sind alle Stationen psychiatrischer Behandlung. „Es ist unglaublich, wie offen er über seine schwersten Zeiten erzählt“, bewundert Holtermann. Er hat Oli vor eineinhalb Jahren über Facebook kennengelernt. Da hatte das Schicksal wieder zugeschlagen: 2013 bekam Oliver Trelenberg die Diagnose Kehlkopfkrebs. Den Tod vor Augen hätte er beinahe aufgegeben. Seit 2014 radelt er in ein neues Leben.

Und trotzdem: Die Krankheit und die schweren Operationen haben Spuren hinterlassen: Oli ist kurzatmig, der halbe Kehlkopf und Lymphknoten wurden entfernt. Er hat keinen Kehldeckel mehr, muss genau aufpassen beim Schlucken. Über dieses Leid spricht er offen, aber nicht klagend. Ebenso über seine Armut. „Krebs kann arm machen“, weiß der 50-Jährige, der von einer Rente auf Hartz-IV-Niveau lebt, nur zu gut. „Dass er sich trotzdem nicht aufgibt und sogar anderen hilft, macht ihn zu einem besonderen Menschen“, sagt Andreas Holtermann. Er weiß, wovon er spricht, denn die Mitglieder seines Vereins haben selbst schwere Lebenskrisen hinter sich oder stecken mitten drin. „Jeder geht anders damit um“, weiß Holtermann.

Oli radelt. „Mein Leben hat sich um hundert Prozent gedreht. Wenn ich auf dem Rad bin, gibt es keine Krankheit“, sagt er. Im vergangenen Jahr ging er auf Spendentour und fuhr 2500 Kilometer durch das Ruhrgebiet – zugunsten des Deutschen Kinderhospizvereins. In diesem Jahr startete er die Deutschlandtour für den Verein „Engel mit Herz“. Dieser ermöglicht mittellosen Krebspatienten einen Urlaub und erfüllt Wünsche Schwerstkranker.

Dass Oli auch in Lauenburg Station machte, ist der Facebook-Freundschaft mit Andreas Holtermann zu verdanken. „Oli ist ein sympathischer Mensch, der sein Schicksal positiv annimmt. Das hilft, auch eigene Probleme in einem neuen Licht zu sehen“, sagt der Lauenburger Vereinschef. Aus der Internetfreundschaft sei jetzt eine reale geworden. Klar, dass der Kontakt nicht abreißen wird und der bundesweite Verein „Engel mit Herz“ kann sich jetzt auch über Unterstützung aus Lauenburg freuen.

Erfahrungsberichte und Infos
zu den Sozialprojekten unter
www.oli-radelt.de