Lauenburg. Sachverständiger „Zehn Jahre könnte er noch leben“

    Viele Kulturen verehren den Ginkgo als Symbol für ein langes Leben, Fruchtbarkeit, Freundschaft, Anpassungsfähigkeit und Unbesiegbarkeit. Auch im Lauenburger Fürstengarten steht so ein Baum. Doch es geht ihm nicht gut: ein Pilzbefall im Stamm hat ihm zugesetzt (wir berichteten). Baumchirurgen haben bereits die Krone beschnitten, um die Last zu reduzieren. Es ist nur eine Gnadenfrist: Langfristig sei der Baum wohl nicht mehr zu retten, sagte Bauamtsleiter Reinhard Nieberg im März.

    Mittlerweile hat der Ginkgo wieder prächtig ausgetrieben, die charakteristischen fächerförmigen Blätter leuchten hellgrün. „Aber davon darf man sich nicht täuschen lassen“, sagt der Sachverständige Hans Bahr. Der Ingenieur für Forstwirtschaft aus Lankau hat den Baum untersucht. „Die Kernfäule zieht von unten durch den Stamm nach oben“, erklärt er. Zwei verschiedene Pilzarten habe er festgestellt. Ob sie die Ursache sind, sei aber nicht eindeutig festzustellen. Bahr: „Pilze gehen immer an schon geschwächte Bäume“. Möglicherweise seien die Wurzeln des Ginkgos angegriffen – durch sauren Boden oder Verdichtung. „So etwas findet man auch häufig bei den Alleen im Kreisgebiet“, sagt der Sachverständige.

    Mit Schallwellen kann er das Innere von Bäumen untersuchen. „Dabei werden an zehn Stellen Sensoren angesetzt“, erklärt Bahr. Gesundes Gewebe durchdringen die Schallwellen schnell, krankes aber nur langsam. So entsteht ein Bild, aus dem der Experte Aufschluss über den Zustand des Stammes erhält. Bahr: „In einem Jahr werde ich den Ginkgo erneut untersuchen, dann kann man eine Entwicklung sehen“. Etwa zehn Jahre könne der Ginkgo nach seiner Einschätzung noch leben. Die Gefahr: „Es kann sein, dass er irgendwann auseinanderbricht.“

    Ginkgos können 1000 Jahre alt werden. Das Lauenburger Exemplar ist etwa 200 Jahre alt und steht seit 2015 auf der Liste der „Erhabenen Bäume“ der BUND-Kreisgruppe. Er ist einer von mehreren Exoten in der Parkanlage, die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert hat. 1590 ließ Herzog Franz II. den Fürstengarten anlegen. Hofgärtner Lilie gestaltete den verwilderten Jägergarten um 1656 zu einer prachtvollen barocken Grünanlage um.