Lauenburg. Vergnügungsmarkt Wer was auf sich hielt, führte seine Familie zu Konzerten und Viehmärkten aus
Heute erinnert nichts mehr daran, dass der Glüsinger Markt bei Lauenburg einmal das Vergnügungszentrum der feinen Städter war und sich auch die Landbevölkerung dort gern traf. Fest steht, dass der Glüsinger Markt am heutigen Sandkrug einer der ältesten Märkte nördlich der Elbe war. Schon die Lauenburger Herzöge erschienen regelmäßig zur Sommersonnenwende mit dem gesamten Hofstaat dort. Von weit und breit reisten die Kaufleute an, um zu kaufen, zu tauschen und zu handeln.
Die Blüte als Vergnügungspark erreichte der Glüsinger Markt aber vor 200 Jahren. Die schlimme Franzosenzeit (1803-1815) war gerade vorbei, und das feierten die Lauenburger mit einem großen Sommerfest. Drei große, mit doppelter Leinwand belegte Zelte wurden aufgeschlagen, die Plätze nach gesellschaftlichem Rang vergeben. „Rechts oben stand das Zelt des Gerichtsherren. Neben den Landreitern saß der Amtsexekutor, die Amtsdiener und der Stadtdiener mussten stehen“, weiß Horst Eggert vom Heimatbund und Geschichtsverein. Wie praktisch außerdem: Beim Sommerfest konnten gleich Amtsgeschäfte erledigt werden, denn die Passstelle war ebenso zur Stelle wie der Eintreiber des Städtegeldes.
In erster Linie aber war Vergnügen angesagt: In der Lauenburgischen Landeszeitung annoncierte Wirt A.H. Thiel, dass seine Zelt-Restauration natürlich in „gediegener Weise ausgestattet, den hiesigen wie auswärtigen Marktbesuchern angelegentlich empfohlen werde“. Der geschäftstüchtige Wirt hatte außerdem die bekannte Möllner Artillerie-Capelle engagiert, um die Gäste zu unterhalten.
„Wie einladend bot sich schon die Stätte selbst. An schönen Sommertagen muss sie, wenn Freude und Fröhlichkeit des Marktlebens dort herrschte, ein wahrhaft besseres Bild gegeben haben als ein Markt in den engen Gassen und Plätzen der Stadt“, schreibt Dr. Wichmann von Meding in der Chronik der Stadt.
Glaubt man den alten Schriften, muss auf dem Glüsinger Markt vor 200 Jahren eine Stimmung geherrscht haben, die man auf heutigen Lauenburger Vergnügungsmärkten meist vergeblich sucht. Die Rede ist von Bandverkäufern, die lautstark und unermüdlich ihre Ware anpriesen, Kinderkarussells, die von halbwüchsigen Jungen geschoben wurden. Für vier Schilling ging es in den Circus, wo Mademoiselle Marwig und Demoiselle Magito ohne Balancierstangen turnten. In den Tanzzelten drehten sich die Paare zu Volksweisen, die schon ihre Eltern und Großeltern kannten.
Heute ist der Platz nur noch schwerlich zu finden. Die Bäume darauf sind inzwischen fast in den Himmel gewachsen. Fast würde der Glüsinger Markt vergessen sein, gebe es nicht die Verse des Lauenburger Heimatdichters Julius Salzwedel: „Im Glüsing war’s, du holde Maid, wo Herz zu Herz sich fand. Wo wir in Lieb’ und Seligkeit so innig waren Hand in Hand ...“