Lauenburg. Weihnachten vor 60 Jahren Lauenburger erfüllen sich ihre Wünsche in den Geschäften der Stadt
Wenn sich heute Abend die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum stapeln, wird sich so mancher Lauenburger noch an Zeiten erinnern, in denen die Wünsche bescheidener waren und das Christkind in den Geschäften der Stadt fündig wurde.
Während vor 60 Jahren in den Großstädten das sogenannte Wirtschaftswunder in der Vorweihnachtszeit wieder für reiche Auslagen in den Geschäften sorgte, war Lauenburg zu jener Zeit eher ländlich geprägt. Es gab noch sieben landwirtschaftliche Betriebe, und Pferdefuhrwerke statt Autos bestimmten das Stadtbild. „Aber auch hier ging es nach dem Krieg wirtschaftlich wieder bergauf. Die Männer arbeiteten auf den Werften, und die Frauen verdienten in den Streichholzfabriken ein gutes Zubrot für die Familie“, erinnert sich Horst Eggert vom Heimatbund und Geschichtsverein. Grund genug, wieder Wunschzettel für Weihnachten zu schreiben.
„Das Geschäftsviertel war Mitte der 50er-Jahre zwar noch die Unterstadt, aber vor allem die Flüchtlinge, die in Lauenburg zu erstem bescheidenen Wohlstand gekommen waren, begannen, sich als Geschäftsleute in der Oberstadt anzusiedeln“, erzählt der Heimatforscher.
Mit Beginn der Adventszeit schmückten die Ladenbesitzer ihre Schaufenster weihnachtlich und rückten die Waren, die besonders oft auf den Wunschzetteln zu finden waren, in den Mittelpunkt. Bei Scherenschleifer Adolf Struve an der Elbstraße 75 drückten sich die Jungen an der Scheibe die Nase platt. „Für die meisten von ihnen war selbst ein Taschenmesser unerreichbar. Wer dann doch eines zu Weihnachten bekam, stand hoch im Kurs“, weiß Eggert.
Praktisch schenken war angesagt bei den Lauenburger Familien Mitte der 50er-Jahre: Die neue „Manchesterbüx“ für Opa gab’s bei Walter Günsche an der Elbstraße 93, das Hausmädchen wurde mit einer neuen Kittelschürze bedacht, die das Textilhaus Burgdorf im Angebot hatte.
Wer als Kind besonders brav war, dem brachte das Christkind dann doch Puppe oder Spielzeugeisenbahn aus dem Laden von Adolf Soltau an der Grünstraße. Die Kinder revanchierten sich beim Vater mit einem Weinheber aus Weichplastik, den es bei Eisen-Heinrich gab. „Das Ding wurde nur Heiligabend benutzt und verschwand dann für immer in der Schublade, weil der damit ins Glas gepumpte Wein scheußlich nach Kunststoff schmeckte“, sagt Horst Eggert augenzwinkernd.
Nichts falsch machen konnte man mit einer Sammeltasse für die Dame des Hauses – gekauft bei Werner Kruse an der Elbstraße 76. Damit konnte sie nicht nur bei den Freundinnen auftrumpfen. Denn wenn Mutter aus dem Salon Bollhorn, frisch onduliert nach Hause kam, die Kaffeetafel mit den goldenen Sammeltassen deckte – dann begann Weihnachten in Lauenburg vor 60 Jahren.