Lauenburg. Bundesstrassen Vorschrift auf dem Prüfstand – Polizei und BAB dagegen
Es sollte nur eine Übergangslösung sein: Während der Sanierung der Fahrbahn im Juli 2010 galt auf der B 5 in Lauenburg Tempo 30. Dann aber entschied die Verkehrsaufsicht des Kreises, dass die Schilder nicht mehr abgebaut werden. Der damalige Bürgermeister Harald Heuer versprach vor fünf Jahren: „Es bleibt nicht bei der Schilderaufstellung. Raser sollen durch verstärkte Kontrollen abgeschreckt werden.“
Zweifel meldete damals Heinz Victor vom Bürgeraktionsbündnis (BAB) an: „Diese Maßnahme schreckt Lkw-Fahrer nicht ab, und ich glaube auch nicht, dass es besonders nachts genug Kontrollen geben wird. Die Leidtragenden werden vor allem die Pkw-Fahrer sein“, sagte er damals gegenüber unserer Zeitung.
Dies sieht heute auch die Lauenburger CDU so, deren Fraktion vor fünf Jahren ebenfalls für das Tempolimit gestimmt hatte. „Die Regelung hat sich nicht bewährt. Anwohner und auswärtige Pkw-Fahrer sind genervt von der Schleichfahrt durch die Stadt“, sagt Ortsvorsitzender Ulf Teuber. In der morgigen Stadtvertretersitzung (18 Uhr im Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule) stellt die CDU-Fraktion deshalb den Antrag, das Tempolimit für Pkw auf den Bundesstraßen im Stadtgebiet aufzuheben und von einer künftigen Ausweitung von Tempo-30-Zonen auf städtischen Hauptverkehrswegen abzusehen.
„Der Einzelhandel muss Kundeneinbußen aus Niedersachsen hinnehmen. Das passt nicht zu der weiteren Entwicklung der Innenstadt“, begründet Teuber den Vorstoß. Allerdings: Lkw dürften – ginge es nach der CDU – auch künftig nur mit Tempo 30 durch die Stadt fahren. „Der Schwerlastverkehr ist Hauptverursacher für Lärm. Deshalb soll für ihn die Geschwindigkeitsbegrenzung weiterhin gelten“, sagt Fraktionsvorsitzender Markus Matthießen.
Der Chef der Lauenburger Polizei, Ulf Clasen, hält nichts von dem Vorschlag: „Sollen die Lkw dann regelmäßig überholt werden? Das schafft neue Gefahrensituationen und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verkehrsbehörde dies genehmigen würde“, sagt er.
Günther Aviszus vom Bürgeraktionsbündnis ist „völlig entsetzt über den Unsinn“, wie er sagt. „Das durch die Stadt beauftragte Lärmkataster hat gezeigt, dass Tempo 30 nicht einmal ausreicht, die Lärmgrenzwerte einzuhalten. Die Vorschrift abzuschaffen, wäre ein falsches Signal“, ärgert er sich. Und über das Argument, dem Einzelhandel würde durch das Tempolimit Umsatz entgehen, könne er angesichts des Leerstandes in der Innenstadt eigentlich nur lachen.