Lauenburg . Grabplatte an der Maria-Magdalenen-Kirche

Wie kommt die Grabplatte eines Ritters an die Nordseite der Maria-Magdalenen-Kirche in Lauenburg? Und warum war diese Grabplatte aus dem Inneren der Kirche verbannt – in einen Schweinestall? Dort wurde sie nämlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit der behauenen Seite unten liegend gefunden. Ist das Gesicht des Ritters, der einst mit allen Ehren in der Kirche seine letzte Ruhestätte gefunden hat, bei dem großen Umbau im Jahr 1827 mutwillig beschädigt worden oder hat es der groben Behandlung des Schweinezüchters nicht standgehalten?

Die Grabplatte gibt weitere Rätsel auf. Nur der Efeu am Kirchengebäude hat Erbarmen. Er schmückt mit zarten Ranken das Abbild des Ritters in seiner Prunkrüstung. Fast wie ein Lorbeerkranz windet sich das Grün um das zerstörte Gesicht. Über kurz oder lang wird die Grabplatte ganz unter den Blättern verschwunden sein.

Noch kann man das kunstvoll von einem Steinmetz aus dem Sandstein herausgeschlagene Todesjahr 1600 lesen. Doch die entscheidende Ecke, die auf die Identität des Ritters hinweist, ist leider abgebrochen. Nur ein Wappen mit einem springenden Wolf ist noch vorhanden.

Die Lauenburger Historikerin Dr. Claudia Tanck hat recherchiert. Sie vermutet, dass es sich bei dem Ritter um einen Adeligen namens Wulfendorf handeln könnte. Sie hat aber keine weiteren Adeligen mit diesem Wappen finden können. „Er war vielleicht ein Gefolgsmann Franz II. und ist im Jahr 1600 in Lauenburg verstorben“, sagt sie.

Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg wurden um 1590/1600 in einer Gruft in der Maria-Magdalenen-Kirche beigesetzt. Die ihnen verbundenen Adeligen fanden ebenfalls ihre letzte Ruhe in der Kirche. Ihre Grabplatten wurden beim großen Umbau von 1827 herausgerissen. Ähnlich erging es auch anderen Gegenständen.

So hat der Heimatforscher Wilhelm Hadele 1957 einen Engel aus der Lauenburger Kirche wiedergefunden. Die Figur war offenbar beim Umbau von 1827 auf einem Schutthaufen vor der Kirche gelandet. Findige Lauenburger haben sich dort mit Baumaterial bedient. Der Engel aber ist tatsächlich gerettet worden und auf unbekannten Wegen nach Sandesneben in die Kirche gelangt.

Doch der Ritter ohne Gesicht hatte nicht so viel Glück. Seine Grabplatte fand viele Jahre lang Verwendung in einem Schweinestall. Alles andere bleibt vielleicht für immer sein Geheimnis.