Lauenburg. Lauenburg. Archivarin Dr. Anke Mührenberg sichtet die Friese'sche Sammlung. Sie war Grundstock für das heutige Elbschifffahrtsmuseum.

Johannes Friese (1839–1916) war Postmeister in Lauenburg und hatte ein großes Interesse: Er sammelte alles, was er zur Geschichte seiner Heimat finden konnte. Bücher, Dokumente, Bilder – all dies gehört zum Fundus, den er zusammentrug, und der später zum Grundstock des Heimatmuseums wurde. Der Postmeister ist damit so etwas wie ein Urvater des heutigen Elbschifffahrtsmuseums. Und die nach ihm benannte Frese'sche Sammlung enthält viele Schätze. Dr. Anke Mührenberg, Archivarin der Stadt, ist zurzeit dabei, sie zu sichten.

Etliche Stücke der Sammlung waren früher im Elbschifffahrtsmuseum ausgestellt. Doch wegen des neuen Konzepts werden sie dort nicht mehr gebraucht. „Sie sollen nun im Archiv nutzbar gemacht werden“, sagt Anke Mührenberg: „Denn die Sammlung ist eine wahre Fundgrube für die Ortsgeschichte.“

Alles wird per EDV systematisch erfasst

Alte Postkarten und Fotos werden in säurefreies Papier gehüllt und ebenso wie Dokumente eingescannt und per EDV systematisch erfasst. Etwa 150 Bücher müssen ausgepackt und auf Wurmfraß untersucht werden. Denn Holzwürmer bohren sich gerne auf der Suche nach Nahrung durch das Papier, das ihnen eigentlich nicht schmeckt, weiß die Archivarin. „Ein Restaurator hat sich die Bücher angesehen, ein Teil ist jetzt in Quarantäne“, so Mührenberg.

Auch Unterlagen aus der jüngeren Geschichte, zum Beispiel zum Bau des Lauenburger Freibads, finden sich in der Sammlung. Denn die wurde von den späteren Leitern des Elbschifffahrtsmuseums immer wieder um weitere Stücke ergänzt.

Friese wollte die Geschichte bewahren

„Johannes Friese hatte wie viele Menschen seiner Zeit, die Befürchtung, dass die Industrialisierung alles Alte zerstören würde. Er wollte die Geschichte bewahren“, erklärt Mührenberg die Motivation des Sammlers. Friese war mit vielen anderen Altertumsforschern befreundet, hielt auch Kontakt zu Heinrich Schliemann (1822–1890), der die Ruinen von Troja entdeckte.

Systematisch besuchte er die Lauenburger in ihren Häusern, fragte nach alten Schätzen. Häufig begleitet wurde er dabei von dem Lauenburger Heinrich Murjahn. Der Konditor hatte wie so viele seiner Kollegen eine künstlerische Ader: Akribisch zeichnete er die Details der Gebäude und historische Inschriften ab. „Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut im Himmel und auf Erden. Wer sich verlest auf Jesu Christ, dem soll der Himmel werden“ – so hielt er 1887 die Inschrift auf dem Giebel des Bäckermeisters Mahnke fest.

Eineinhalb Jahre wird die Arbeit noch dauern

„Es ist unwahrscheinlich viel Arbeit, das alles zu sichten, aber auch schön und spannend“, sagt Anke Mührenberg. Unterstützt wird sie von Marielies Schuldt, die in der Stadtbücherei eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien und Informationsdienste absolviert. Dazu gehört außer dem Bibliotheks- auch das Archivwesen. Die Arbeit mit der Friese'schen Sammlung ist für sie eine gute Gelegenheit, Einblick in die Archivarbeit zu bekommen.

Etwa eineinhalb Jahre wird es noch dauern, bis alles erfasst und zugänglich gemacht worden ist, sagt die Archivarin. Denn sie ist ja immer nur montags in Lauenburg. Und es gibt immer mehr Anfragen, auf die sie reagieren muss. Im vergangenen Jahr waren es 103, bis August 2015 gab es allein schon 111.

Wenn Lauenburger Hausbesitzer etwas über ihre Gebäude erfahren möchten, die Schützengilde Jubiläum feiert oder das Freibad im kommenden Jahr 60 Jahre alt wird – dann kann die Archivarin künftig auch aus der Frie-se'schen Sammlung schöpfen. Und sie ist sicher: „Zusammen mit dem Nachlass aus der Albinusbibliothek haben wir damit einen sehr guten Fundus für Forscher.“