Reinigung: Kehrfahrzeug richtet mehr Schaden an, als es nützt - Stadt macht Lösungsvorschlag
26 Jahre wohnt Renate Peters nun im Marie-Juchacz-Ring. In den ersten zehn Jahren erledigten sie und die anderen Bewohner der Siedlung gemeinsam mit den Anliegern des Anna-Flörke-Wegs die Straßenreinigung in Eigenregie. Bis zum Jahr 1998: Dann beauftragte die Stadt für die Siedlung mit mittlerweile 35 Häusern die Lübecker Firma Gollan Recycling. Damit begannen die Probleme.
Denn die Anwohner beklagen seither massive Straßenschäden mit diversen Versackungen sowie die Sorgfältigkeit der Reinigungsfahrzeuge. Warum die Pflastersteine versacken und zum Teil auch zerstört werden, erklärt Renate Peters: "Diese Wagen sind zu schwer für diese Straße, allein 16 Tonnen im Leerzustand. Wenn sie dann mit ihrer Saugvorrichtung durch unsere Straßen fahren, saugen sie den Sand zwischen den Steinen raus. Dadurch werden die Fugen locker." Folge: Die Steine sacken ab, der Boden wird zur Stolperfalle. Wenn dann der harte Kehrbesen an den Fahrzeugen zum Einsatz kommt, zerstört dieser auch den Belag.
Zudem kritisieren die Anwohner die Gründlichkeit. Einmal wöchentlich saust der Wagen in nicht einmal fünf Minuten über 872 Kehrmeter. Gründlich sieht anders aus. Am Rande eines Wendekreises beispielsweise sprießen Butterblumen und Unkraut. Anwohnerin Peters sagt deshalb: "Wir zahlen für eine Leistung, die nicht erbracht wird. Und dann geht dabei auch noch die Straße kaputt."
Die SPD-Fraktion der Stadtvertretung, der auch Peters angehört, stellte nun der Verwaltung mehrere Fragen, unter anderem zu den Reparaturkosten der Straßen oder auch, was denn eine eventuelle Herausnahme aus der Straßenreinigung an Mehrkosten für jeden Lauenburger bedeute. Zu Reparaturkosten gibt es für die vergangenen Jahre ein eher indifferentes Bild. Aus der Antwort der Verwaltung heißt es dazu: "Bis auf eine Summe von 194 Euro lässt sich der Betrag leider nicht ermitteln, da eine separate Erfassung der ausschließlich durch den Bauhof erbrachten Leistungen nicht erfolgte." Die Summe gilt für das abgelaufene Jahr, wie Reinhard Nieberg, Leiter des Stadtentwicklungsamts, klarstellt. Der Bauhof bekäme neben Daueraufträgen auch gelegentlich spontane Aufträge, "nach einem halben Jahr wissen wir nicht mehr, was sie gemacht haben", sagt Nieberg. Renate Peters bezweifelt diese Angaben. Über all die Jahre habe zwar nur eine einzige Reparaturarbeit stattgefunden, diese aber mit vier Bauarbeitern über drei Wochen an diversen Stellen: "Für 194 Euro arbeiten die doch nicht einmal eine Stunde."
Nun scheint aber ein Lösungsvorschlag, der Anwohner und Asphalt am Anne-Flörke-Weg und Marie-Juchacz-Ring schont, gefunden. Die kleineren Kehrmaschinen des Bauhofs sollen von dieser Woche an eingesetzt werden. Reinhard Nieberg sagt aber auch: "Das ist nicht beliebig ausdehnbar, weil die kleineren Maschinen sehr stark eingespannt sind." Zur Verdeutlichung: Die kleineren Kehrmaschinen des Bauhofs sind viermal wöchentlich im innerstädtischen Bereich (unter anderem in der Fußgängerzone) im Einsatz, Gollan reinigt einmal pro Woche die Randlagen.
Die Anwohner haben zudem durchblicken lassen, erneut die Straßenreinigung in Eigenregie wie zwischen 1988 und 1998 durchführen zu wollen. "In anderen Städten klappt das doch auch", meint Renate Peters, "die Stadt könnte es doch viel billiger haben. Dieses ganze Gebaren ist ein richtiger Schildbürgerstreich."