Pro Lauenburg: Mangelndes Mitgliederinteresse verhindert die Auflösung
"Das wird einer meiner schwersten Gänge", wusste Wolf von Kleist schon auf dem Weg zur Jahresversammlung des Bürgervereins Pro Lauenburg. Der Vorsitzende sollte Recht behalten. Als die Mitglieder nach zwei Stunden auseinander gingen, war ihre Reaktion verständnisloses Kopfschütteln über den turbulenten Verlauf des Abends, an dem eigentlich über die Auflösung des Vereins abgestimmt werden sollte, der 2001 mit dem Ziel angetreten war, 1000 Lauenburger für die Mitarbeit zu begeistern und mit ihren Beiträgen für attraktive Veranstaltungen und ein schöneres Stadtbild zu sorgen.
Das Vorhaben Auflösung scheiterte, weil nur zehn der noch verbliebenen 33 Mitglieder erschienen waren. Mindestens 16 hätten es sein müssen. Ein Schritt, den Bürgermeister Andreas Thiede bedauern würde: "Ich halte den Verein Pro Lauenburg, dessen Engagement die Stadt unter anderem den Bürgerpark im Fürstengarten und den Maibaum zu verdanken hat, für wichtig und würde das Weiterbestehen begrüßen. Der Verlauf des Abends zeigt aber auch, dass wir zurzeit einen Vorstand mit Abstimmungsproblemen haben und uns im Kreis drehen."
Die Abstimmungsprobleme traten besonders deutlich bei der Vorlage des Kassenberichtes zu Tage. Von Kleist, nach mehreren Rücktritten aus dem Vorstand auch kommissarischer Kassenwart des Vereins, verzichtete auf die Vorlage der Bilanz und erteilte sofort dem Kassenprüfer Peter Zeeck das Wort, der allerdings nur die korrekte Kassenführung bestätigte. Sinn und Zweck der Ausgaben konnte er nicht beurteilen.
Genau das forderte die Versammlung als Bringeschuld des Vorstandes formell ein, so dass schließlich Vorstandsmitglied Wilhelm Bischoff diesen Part übernahm. Ergebnis der anschließenden Entlastung des Vorstandes: Vier Ja-Stimmen, sechs Enthaltungen. Bischoff brach trotz des Wirrwarrs eine Lanze für von Kleist: "Als sich der Vorstand nach und nach auflöste, haben wir ihn mit offenen Armen aufgenommen, gewählt und dann mit der Last auf seinen Schultern allein gelassen."
Wie es mit dem Verein weitergeht, der einst als Reaktion auf das "Leitbild der Stadt" gegründet wurde, ist völlig offen. Wenn, das war die einhellige Meinung in der Versammlung, Pro Lauenburg eine Zukunft haben soll, muss der Verein neu strukturiert und mit bürgerschaftlichem Engagement zu neuem Leben erweckt werden.
Sollte er sich auflösen, haben die Lauenburger von ihm dennoch eine weitere Verschönerung des Stadtbildes zu erwarten: Der Verein hat das Antriebsrad eines tschechischen Heckschleppers, das jahrelang auf der "Hundewiese" neben der Hitzler-Werft vor sich hin rostete, restaurieren lassen und will es am Eingang zum Lösch- und Ladeplatz als Hinweis auf "die alte Schifferstadt" aufstellen lassen. Ein Standort, der nicht auf einhellige Zustimmung stieß. Einigen Mitgliedern wäre ein Platz in der Oberstadt lieber, weil dort bisher nichts auf den maritimen Charakter der Stadt aufmerksam macht.