Lauenburg. Kunstmaler und Grafiker Christian Kleinfeld lässt Hochwassertouristen und Schaulustige für ihre Neugierde bezahlen. 5 Euro kostet die Besichtigung seiner vollgelaufenen Kellerräume.

In der Elbstraße hat Kunstmaler und Grafiker Christian Kleinfeld die Türen zu seinem Atelier weit geöffnet. Nicht nur, um den modrigen Geruch des vom Hochwasser überfluteten Kellers loszuwerden, sondern auch, um die Neugier der Passanten zu befriedigen. Während die Anwohner der Elbstraße noch beim Aufräumen und Auspumpen ihrer Häuser sind, kommen Touristen, um sich die Folgen der Flut anzusehen.

„Besichtigung meiner vollgelaufenen Kellerräume 5,00 Euro“, hat Kleinfeld auf ein Schild geschrieben, dem er den Titel „Horror Dungeon“ gab. Es ist Satire und Galgenhumor zugleich.

Eine Familie aus der Lauenburger Oberstadt nahm das Angebot für bare Münze und drückte ihm 15 Euro in die Hand. Der Künstler veranstaltete dann eine gruselige Kellerführung, bei der sogar „Gespenster“ in der Ecke lauerten. Etwa 75 Zentimeter hoch stand in den Räumen das Wasser. Viele Akten, Skizzen, Tagebücher und Malereien hatte der Lauenburger hoch gelegt. Was unten blieb, ist jetzt Müll. Elf Fuhren hat er mit seinem Anhänger zum Recyclinghof gebracht.

Aus dem Wasser fischte er auch seine Sammlung mit Münzen und Geldscheinen aus Urlaubsorten. Nun hat Kleinfeld sie im Freien getrocknet und an das Mädchen verschenkt, deren Eltern ihrem Kind unbedingt den nassen Keller zeigen wollten.

Gespenstische Rückkehr in die Wohnung

Als „gespenstisch“ hat Kleinfeld nach der Evakuierung die Rückkehr in sein Atelier an der Elbstraße 79 und in sein gegenüberliegendes Wohnhaus in Erinnerung. Punkt um 11.30 Uhr hatte er am vergangenen Sonnabend zu erscheinen. Ein Bausachverständiger, Feuerwehr und Polizei erwarteten ihn. Nach der Begutachtung aller Räume bekam er den Schlüssel und durfte wieder in sein Zuhause.

Die Woche zuvor hatte er auf einem Campingplatz verbracht. Weil er in der Eile zu Hause das Handy mit dem Haustelefon verwechselte, konnte er zunächst nicht einmal Kontakt mit seinen Verwandten halten. Um zu telefonieren, fuhr er nach Büchen und benutzte eine Telefonzelle. In seiner Notunterkunft zeichnete er einen Plan seines Hauses, falls Einsatzkräfte ihn benötigen. Haben wollte den aber niemand.

Noch glimpflich davongekommen: „Danke, liebe Helfer“

Alles in allem seien die Lauenburger im Gegensatz zu vielen Flutopfern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern jedoch noch glimpflich davongekommen, meint Christian Kleinfeld.

Die Erleichterung, wieder zu Hause in den eigenen vier Wänden zu sein, ist in jeder Unterhaltung, die man unterwegs aufschnappt, zu spüren. Wie schwer den Bewohnern der Elbstraße die Evakuierung gefallen ist, sieht man an dem Haus mit der Nummer 75. Mit gelber Farbe steht dort auf den Treppenstufen des Eingangs: „Wir kommen wieder, liebes Haus!“ Darunter ist ein Herz gemalt. An der Hauswand hängt ein Plakat: „Danke, liebe Helfer“.