Büchen (du). Wer zur Nachkriegsgeneration gehört und an der 1378 Kilometer langen deutsch-deutschen Grenze wohnte, hat die kompromisslose Abriegelung der DDR gegenüber dem Westen hautnah erlebt.
Viele dieser Zeitzeugen haben im November 1989 an den Straßen gestanden, als das DDR-Regime zusammengebrochen war und die Menschen in ihren Trabbis ungehindert die Straßen Richtung Westen passieren konnten. 24 Jahre später ist dieses Stück deutscher Geschichte für Schüler der 9. Klassen, durchschnittlich 15 Jahre alt, nur noch ein Kapitel aus dem Geschichtsbuch. Kim Hendrik Freitag, Emeli Quinlan und Michelle Pape sind Schüler der Gemeinschaftsschule Büchen. "Alle Neuntklässler bekommen bei uns die Aufgabe, im Rahmen eines Projektes etwas Neues und Eigenes zu entwickeln", erzählt Schulleiter Dr. Harry Stossun. Sein Schüler-Trio hat sich die deutsch-deutsche Grenze als Thema ausgesucht und ist auf Spurensuche gegangen.
Die Idee zu dem Projekt, für das die Schüler ein Vierteljahr Zeit hatten, kam von Hendrik. "Bei uns zu Hause wird immer mal wieder über die Zeit gesprochen, als hier bei uns in Büchen noch die Grenze in unmittelbarer Nachbarschaft war", berichtet Hendrik. Unterstützt wurden die Jugendlichen von dem pensionierten Zöllner Dieter Schmidt, der jahrelang beim damaligen Zollkommissariat Büchen Dienst an der Grenze verrichtet hat und anschließend im Zollmuseum in Hamburg tätig war. Im Kulturzentrum "Priesterkate" in Büchen-Dorf ist ein Modell der DDR-Grenzsicherungsanlagen ausgestellt. Schmidt zeigte den Jugendlichen anhand dieses Moduls den Todesstreifen, der akribisch von den Grenzsoldaten gepflegt werden musste. Er erzählte ihnen vom Schießbefehl auf Flüchtlinge und von Schüssen oder Detonationen auf verminten Teilstücken entlang der Grenze. Die Jugendlichen erstellten mit ihrem erarbeiteten Wissen Schautafeln mit Bildern und verfassten Erläuterungen dazu. Emeli fuhr mit Dieter Schmidt nach Zarrentin und fand ehemalige DDR-Bürger, denen sie Fragen stellen durfte. "Sie haben mir von Passierscheinen erzählt, ohne die sie als Bewohner des grenznahen Bereichs das Sperrgebiet gar nicht verlassen durften", erzählt sie.
Zum Abschluss ihrer Arbeit stellten sie ihr Projekt ihren Klassenkameraden vor. "Für die Arbeit und ihre Präsentation haben alle drei eine glatte Eins bekommen", lobt der Schulleiter anerkennend. Besonders stolz sind die drei Schüler aber darauf, dass ihre Arbeit jetzt als Dauerausstellung in der "Priesterkate" zu sehen ist.