Lütau (pas). Saft herstellen? Für Bernd Velke war lange klar, dass er das ganz bestimmt nicht machen würde.

Sein Vater wollte ihn unbedingt als Nachfolger für die Mosterei in Lütau gewinnen, die der Großvater 1911 noch als Meierei gegründet hatte. Bernd Velke aber ging nach Hamburg und fing eine Fotografenlehre an. Dass er heute doch Fruchtsäfte macht, hat mit seinem Geschäftspartner Axel Otolski zu tun. Der hatte in den 80er-Jahren keine Lust mehr auf sein Psychologiestudium, genauso wie Velke sein Fotografendasein nicht mehr wirklich schmeckte. "Wir haben damals beschlossen, mal eine Apfelsaison mitzumachen", erinnert sich Velke. Den jungen Männern gefiel die praktische Arbeit, 1984 gründeten sie die Lütauer Süßmosterei, von der sie heute beide Inhaber sind.

Aus der einstigen Mosterei des Ortes, die damals etwa 200 000 Liter Apfelsaft im Jahr presste, haben sie über die Jahre ein regional bekanntes Unternehmen gemacht, das bis zu 800 000 Liter Apfelsaft jährlich verarbeitet - und zwar gleich zu mehreren Sorten: von naturtrüb über klar bis hin zu öko oder Punsch. "Die Äpfel kommen aus der Region, das hat sich seit unserer Übernahme nicht geändert", betont Axel Otolski. Teils bringen Privatleute ihre Früchte aus dem Garten, teils kauft die Süßmosterei von Apfelbauern aus der Umgebung.

Doch auch wenn der Apfel die wichtigste Frucht der Süßmosterei bleibt, längst sind andere regionale Obstsorten dazugekommen. Auch Birnen, Pflaumen, Kirschen Quitten, Erdbeeren und Rhabarber werden verarbeitet. Außerdem Bananenmark aus Costa Rica und Mangomark aus Indien. Heraus kommen Mischungen wie der Lütauer Apfel-Bananen-, Apfel-Erdbeer- oder Apfel-Mangosaft. Und Schorlen. Die naturtrübe Apfelschorle hat die Süßmosterei bereits seit 15 Jahren im Angebot. "Vor gut vier Jahren begann ein richtiger Run auf Schorlen", erinnert sich Otolski und erzählt von einem Zuwachs von 30 Prozent in diesem Bereich. Inzwischen gibt es verschiedenste Geschmacksrichtungen: von orientalischer Trauben- über Apfel-Ingwer- bis hin zur Rhabarberschorle.

Letztere liefern die Getränkevertriebe, die mit der Süßmosterei zusammenarbeiten, an Hunderte Hamburger Gastronomiebetriebe. Bestellt man in einer Hamburger Kneipe Rhabarberschorle, bekommt man meist ein Getränk der Lütauer Süßmosterei. Auch im Thalia Theater zählt die Lütauer Rhabarberschorle zu einem Highlight.

Bekommt man bei so vielen Abnehmern keine Lust, zu expandieren? "Nein", sagt Bernd Velke. Nach Schwerin, Lübeck oder Lüneburg liefere das Unternehmen. Aber weiter als 100 Kilometer weg solle es nicht gehen. "Regionalität ist uns wichtiger, als in alle Welt zu exportieren", erklärt Bernd Velke. Und schließlich sind es ja auch die Äpfel, der Rhabarber und die Kunden aus der Region, die die Süßmosterei zu dem machen, was sie ist.