Lauenburg. Niclas Fischer ist zurück auf der politischen Bühne. Vor einigen Wochen erst hatte er das Parteibuch der Grünen abgegeben, so wie zuvor die der CDU und der FDP. Die Bürgermeisterwahl im Jahre 2011 konnte er als parteiunabhängiger Kandidat nicht für sich entscheiden.
Wir sprachen mit dem 47-Jährigen über seine Gründe, sich in Lauenburg trotzdem weiter politisch zu engagieren.
Herr Fischer, Sie haben sich nach ihrem Austritt bei den Grünen keine lange politische Pause gegönnt. Jetzt wollen Sie mit einer Freien Wählergemeinschaft zur Kommunalwahl am 26. Mai antreten. Warum?
Weil ich mich darüber ärgere, wie im Moment in dieser Stadt politische Entscheidungen gefällt werden. Die etablierten Parteien haben einen Pakt geschlossen und bereiten politische Weichenstellungen hinter den Kulissen vor. Die Bürger sollen von Diskussionen möglichst nichts mitbekommen. In den öffentlichen Sitzungen wird dann nur noch formal abgestimmt.
Was spricht denn dagegen, dass sich die politischen Kräfte einig sind, wenn es um die Stadtentwicklung geht?
Nichts, wenn es um Sachfragen geht. Es gibt aber unterschiedliche Ansätze an Aufgaben heranzugehen und die Öffentlichkeit hat das Recht, dies zu erfahren. Es kann nicht sein, den Bürgern nur fertige Beschlüsse zu präsentieren.
Haben Sie ein Beispiel dafür?
Nehmen wir die beschlossene Sperrung der Elbstraße. Natürlich treffen hier unterschiedliche Interessen aufeinander. Was aber die Mehrheit wünscht, hätte man durch eine Bürgerbefragung erfahren können. Jetzt reagieren die Fraktionen überfordert, weil sie feststellen, dass die meisten Anwohner diesen Beschluss gar nicht mittragen.
Sie kritisieren also, dass in Lauenburg politische Entscheidungen über die Köpfe der Bürger hinweg getroffen werden. Worin besteht die Gefahr dieser Entwicklung?
Wenn ich als Bürger merke, dass ich nichts bewegen kann, wende ich mich ab. Warum soll ich zur Wahl gehen, wenn mir die Politiker als große Koalition gegenüberstehen und im Hinterstübchen ihre Beschlüsse fassen?
Sie gehen mit den politischen Kräften in Lauenburg hart ins Gericht. Dabei gehörten Sie selbst ja schon mehreren Parteien an: Drehen Sie ihr Mäntelchen nach dem Wind?
Im Gegenteil, ich versuche, mir selbst treu zu bleiben. Leider musste ich feststellen, dass das innerhalb fester parteipolitischer Strukturen nicht möglich ist. Ich will Dinge aussprechen dürfen, auch wenn diese nicht streng linientreu sind. So denken viele Bürger und deshalb schließen wir uns zur Freien Wählergemeinschaft zusammen. Politische Entscheidungsprozesse in unserer Stadt müssen künftig transparent und nachvollziehbar sein.
Das Gründungsteam der Freien Wählergemeinschaft lädt für Freitag, 15. März, 19 Uhr, in das Restaurant "ZugSpitze" am Bahnhof zu einem Gespräch mit interessierten Bürgern ein.