Lauenburg. Die Buchhorster Waldbahn startet am Wochenende zu den letzten Saisonfahrten. Ein Nostalgie-Erlebnis für die ganze Familie.
Bis 1974 gab es in Lauenburg eine Lorenbahn für den Tontransport aus dem Abbaugebiet an der Dornhorst bis zum Lösch- und Ladeplatz und zur Zündholzfabrik. Als die Tonkuhlen erschöpft waren, wurde das Schienennetz überflüssig. Mit dem Abbau und der Verschrottung wurde auch ein Stück Kultur- und Industriegeschichte vernichtet.
Verschont blieben lediglich eine knapp zwei Kilometer lange Teilstrecke von der Villa des ehemaligen Besitzers der Ziegelei, Theodor Basedow, in Buchhorst bis in die Heideberge und der historische Lockschuppen an der Buchhorster Dorfstraße. Dort holte sich die Natur Stück für Stück der alten Gleisanlagen zurück und überwucherte die Schienen, auf denen einst kleine Dieselloks, täglich viele Male mit der heute behäbig anmutenden Geschwindigkeit von maximal 15 Kilometer pro Stunde hin und her tuckerten und ihre Lasten beförderten.
Der Dornröschenschlaf hielt bis der Ingenieur Hans-Ulrich Ottensmeyer 1981 das Areal kaufte und sich mit Hilfe von zehn aktiven Eisenbahnschraubern ans Werk machte, die 1,1 Kilometer lange Fahrstrecke bis zur Brunsenkoppel und den vorhandenen Maschinenpark in leidenschaftlicher, ehrenamtlicher Arbeit wieder herzurichten. Schwellen wurden ersetzt und eine baufällige Brücke neu gebaut. Die Eisenbahnfans kommen aus den unterschiedlichsten Berufen, finden aber über ihr Hobby zusammen und leisten einen beachtlichen Anteil an der touristischen Belebung eines Gebietes, in dem noch vor weniger als 100 Jahren etliche Arbeiter aus Lauenburg und dem Umland ihren Lebensunterhalt verdienten.
Der ganze Stolz von Ulrich Ottensmeyer und seiner Schraubercrew sind der vom Ingenieur entwickelte Solartriebwagen „Else“ und die Dieselloks. Die älteste Lok, eine MV 2a von der Firma Orenstein & Koppel stammt aus dem Originalbestand der Buchhorster Ziegelei und ist 1956 gebaut worden. „Einige der anderen Prachtstücke konnten gleich nach der Wende in der ehemaligen DDR zum Teil für Schrottpreise erstanden werden“, erzählte Mitstreiter Daniel Hoffmann.
Dreimal im Jahr kann die Bahn für einen kleinen Ausflug in die idyllischen Heideberge genutzt werden. Zu Zeiten der Zündholzfabrik und des Tonabbaus wurde dort Holz geschlagen. Die durch den Kahlschlag entstandene Heidelandschaft hat dem Gebiet seinen Namen gegeben. Etwa 1000 Besucher kommen jährlich und genießen die Nostalgie und die einzigartige, neu entstandene Naturlandschaft, die zurzeit während der knapp halbstündigen Fahrt in schönsten Herbstfarben bewundert werden kann.
Ulrich Ottensmeyer würde gern häufiger Fahrten anbieten, aber es fehlt an Mitstreitern für die anfallenden unterschiedlichen Arbeiten. Lokführer und Personal für den Karten- und Getränkeverkauf müssen ebenso vor Ort sein, wie ein Bremser. Zwar hat die Lok ein Luftdruckfiltersystem zum Bremsen, aber zur Absicherung fährt immer noch ein Bremser mit, der die manuelle Bremse bedient. Kleine Fahrgäste dürfen gerne helfen. Sonderfahrten sind dennoch möglich: Für Buchungen, etwa zu einem Kindergeburtstag, ist Ulrich Ottensmeyer unter 0172-4350298 zu erreichen.
Am Wochenende startet die Buchhorster Waldbahn zu ihren letzten Touren in diesem Jahr. Am Sonntag werden von 17 bis 21 Uhr Laternenfahrten mit Zügen angeboten, am Tag der deutschen Einheit sind Gäste von 11 bis 18 Uhr willkommen. Der Fahrpreis beträgt zwei Euro für Erwachsene, einen Euro für Kinder.