Lauenburg. “Wir sollten der Stadt eine neue Lebendigkeit geben“, wünschte sich Dr. Hajo Krasemann während der Eröffnungsveranstaltung zum “Tag des offenen Denkmals“ in Lauenburg. Der Wunsch des Chefs vom Arbeitskreis Altstadt Lauenburg (Aal) sollte an diesem Tag auf jeden Fall in Erfüllung gehen.

Zunächst aber warb Bürgervorsteher Andreas Lojek für den Charme der alten Schifferstadt und meinte selbstbewusst: "Mit unseren vielen Denkmälern müssen wir uns selbst vor einer Stadt wie Lübeck nicht verstecken." Und er sollte Recht behalten. Während die Oberstadt an anderen Sonntagen meist menschenleer ist, war gestern nur mit Mühe ein Parkplatz zu ergattern. Der Blick auf die Nummernschilder zeigte: Selbst Besucher aus Süddeutschland zog es in die Stadt an der Elbe.

Schon den Vortrag "Als die Elbstraße noch ein Einkaufsparadies war" in der Osterwold-Halle wollten sich etwa 100 Besucher auf keinen Fall entgehen lassen. Mit viel Witz und Augenzwinkern plauderte Horst Eggert vom Heimatbund und Geschichtsverein über die "gute, alte Zeit" und sparte auch so manche pikante Anekdote über die damaligen Bewohner der Unterstadt nicht aus.

Noch weiter drehte Dr. Claudia Tanck das Rad der Geschichte zurück. Die Historikerin schlüpfte in die Rolle eines Dienstmädchens um 1750 und scharte etwa fünfzig neugierige Besucher der Stadt um sich. Über das historische Kopfsteinpflaster spazierte sie mit ihrem Gefolge von Haus zu Haus und wusste viele Geschichten zu erzählen. Erstaunt erfuhren die Zuhörer, dass zu jener Zeit zwischen Weihnachten und Silvester auf keinen Fall Wäsche gewaschen werden durfte, weil sonst die Betttücher im nächsten Jahr zu Leichentüchern würden. Und wer ganz auf Nummer sicher gehen wollte, legte sich einen Hausgeist zu, der die Bewohner vor Not und Elend bewahren sollte. Wer ganz genau hinschaut, kann die Geister übrigens noch heute an so manchem Haus entdecken. Viele Dienstmägde, aber auch Mädchen aus gutem Hause, hatte dieser gute Geist allerdings nicht davor bewahrt, sich in einen der in der Stadt einquartieren Soldaten zu verlieben und neun Monate später zu ihrer Schande ein "Huren-Kind" zu gebären.

"Darf ich reinkommen?", das war wohl gestern die am häufigsten gestellte Frage. Für die meisten war es wohl ein wenig ungewohnt, dass 21 Bewohner ihre schmucken Häuschen wie selbstverständlich für wildfremde Gäste öffneten. "Sie haben aus dem Haus wirklich eine Perle gemacht", lobte Marianne Koch aus Uelzen die Besitzerin des Findorff-Hauses. Aber die Organisatoren des Lauenburger Denkmaltages wollten nicht nur die Schokoladenseite der Stadt zeigen. Genau an der Stelle, wo im vergangenen Jahr der "Alte Tanzsaal" wegen Vernachlässigung einstürzte, erinnerte eine Tafel an die auf diese Weise verlorenen Schätze dieser Stadt.

Wer dann den etwas beschwerlichen Aufstieg in die Oberstadt gemeistert hatte, wurde mit einem besonderen Erlebnis belohnt: Wie in jedem Jahr zog der Töpfermarkt auf dem Schlossplatz Tausende Besucher an. Da gab es knallbunte Milchkrüge, zarte Wiesenkeramik, mystische Waldgeister, oder "dralle Weiber" aus Ton. Und so manchen Besucher, der eigentlich "nur mal gucken" wollte, sah man später mit einem sorgfältig eingewickelten Päckchen nach Hause gehen.