Lauenburg. Welches Geheimnis steckt hinter dem unterirdischen Gang, der beim Abriss des ehemaligen Chefarzthauses auf dem Krankenhausgelände zum Vorschein kam? Selbst auf alten Bauplänen ist nichts dergleichen eingezeichnet und Experten standen vor einem Rätsel (wir berichteten).
"Doch, das war ein Bunker", weiß Elsbeth Hoffmann und widerspricht damit anderslautenden Vermutungen. Die 84-jährige Lauenburgerin muss es wissen, denn sie hat von 1942 bis 1947 als Köchin im Lauenburger Krankenhaus gearbeitet. "Chefarzt Dr. Wedderer ließ den Bunker für seine Familie bauen, bevor er eingezogen wurde." Und plötzlich sind die Erinnerungen wieder da. Etwa an die Zeit, als das kleine Krankenhaus an der Elbe voll war von Verletzten nach dem Hamburger Feuersturm. "Da war eine schwer verletzte, junge Mutter, deren Hände so verkrampft ihre beiden Kinder festhielten, dass sie nur mit Gewalt gelöst werden konnten."
Aber auch an den 29. April 1945, als ihre Heimatstadt Lauenburg selbst unter direkten Beschuss geriet, kann sich die rüstige Seniorin erinnern, als wäre es gestern gewesen: "Das Trommelfeuer ging los und wir Helferinnen waren ganz auf uns gestellt. Der stellvertretende Chefarzt Dr. Kaschube war zu Hause und die Oberschwester saß mit Frau Wedderer und den Kindern eben in diesem Bunker am Chefarzthaus." Auf eigene Faust hätten die Frauen zuerst die Patienten beruhigt. Dann lief die 20-jährige Elsbeth durch den Granatenhagel zum Bunker, um die Verantwortung der Oberschwester einzufordern - vorbei an drei toten deutschen Soldaten, die im Krankenhausgarten lagen.
"Nein, Angst hatte ich in diesem Moment eigentlich nicht", wundert sie sich heute. Überhaupt überwiegen die schönen Erinnerungen an ihre Zeit im Lauenburger Krankenhaus. "Klar war es manchmal nicht leicht, aber wir waren eben jung", sagt sie, als würde das alles erklären. An die erste Begegnung mit den englischen Soldaten kann sie sich auch noch gut erinnern. "Den Kindern gaben sie Schokolade und Cola und uns Frauen haben sie korrekt behandelt."
Es gibt viele Fotos aus dieser Zeit, die ihre Tochter liebevoll in ein Album geklebt hat: Die junge Köchin Elsbeth unter den adrett gekleideten Schwestern hatte offensichtlich den "Schalk im Nacken". Auch heute zeugen Lachfältchen unter ihren Augen davon, dass Elsbeth Hoffmann ihren Humor nicht verloren hat. "An dem Krankenhaus werden sich die Baggerschaufeln die Zähne ausbeißen", schmunzelt sie. Schließlich hätten die Mauern sogar den Granatenbeschuss unbeschadet überstanden.