Lauenburg. Große Überraschung bei den Abrissarbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Lauenburger Krankenhauses an der Bergstraße. Unter dem Chefarzthaus, das mittlerweile dem Erdboden gleich gemacht wurde, tauchte plötzlich im Schutt ein alter Eingang auf.

Gemauert aus roten Backsteinen. Dahinter verbirgt sich ein bis zu fünf Meter langer Gang. Ein geheimer Tunnel? Ein alter Bunker? Weder auf alten Bauplänen noch bei den Erkundungen vor dem Abriss ist dieser Eingang aufgefallen. „Überraschungen erleben wir beim Abriss öfter mal, aber das hier sieht schon merkwürdig aus“, erklärt Pedro Lehmann von der Firma, die die alten Gebäude der Klinik abreißt. Eigentlich sollte man damit schon fertig sein, denn „Penny“ will hier eine neue Filiale errichten.

Stadtarchivar Dr. William Boehart stellte am Mittwoch gemeinsam mit Horst Eggert vom Heimatbund und Geschichtsverein sofort Nachforschungen an, als er von dem Gemäuer erfuhr. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da einen Bunker errichtet hat. Ich denke, es handelt sich eher um einen alten Lagerraum aus der Zeit vor der Nutzung des Gründstücks als Krankenhaus, den man einfach überbaut hat“, berichtet Boehart.

Am 13. Dezember 1872 hinterlegte der Amtsmaurermeister Johann Ernst Friedrich Uhrbrock auf dem Lauenburger Amtsgericht sein ein Jahr zuvor aufgesetztes Testament. Damit legte er den Grundstein zu einer der wichtigsten Stiftungen des vorigen Jahrhunderts: dem örtlichen Krankenhaus, weiß Boehart. Uhrbrock, der das Anwesen Berliner Straße 36 bewohnte, hatte als Bauunternehmer Häuser gebaut und sie gewinnbringend an Arbeiter vermietet oder verkauft. Nach dem Tod seiner Frau 1881 wollte er das Krankenhausprojekt zügig umsetzen. 1883 erwarb die Stiftung das abgebrannte Fagel’sche Anwesen. Möglich, so Boehart, dass der verschüttete alte Keller zu dem früheren Bauernhof an dieser Stelle gehört hat.

Das Krankenhaus wurde am 9. Februar 1912 eröffnet. 1920 übernahm die Stadt das Krankenhaus, 1938 folgten der Neubau des Operationssaals sowie der Anbau eines Röntgenraumes und des Chefarztgebäudes. Bis 1990 leiteten hauptamtliche Chefärzte das Krankenhaus, am bekanntesten Professor Julius Hackethal zwischen 1964 und 1974. In den siebziger Jahren verfügte das Haus über 70 Betten und 65 Mitarbeiter. 1990 wurde das Krankenhaus an das Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht angegliedert und 2004 endgültig stillgelegt.

Etwa 2000 Kubikmeter Schutt werden bei dem Abriss insgesamt anfallen. Doch die Arbeiten gehen nur schleppend voran. Vor allem im Haupthaus laufen noch immer Arbeiten zum Entkernen des Gebäudes und zur Beseitigung von Schadstoffen. Weil der neue Laden 100 Quadratmeter größer als eigentlich geplant werden soll, steht das Projekt am Montag auf der Tagesordnung des Bauausschusses. Der Bebauungsplan muss dafür geändert werden. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Magistratssaal. Der neue „Penny“-Markt bekommt 900 Quadratmeter Verkaufsfläche.