Buchhorst . Ein Tuten mitten im Wald – was sich im ersten Moment seltsam anhört, erschreckt in Buchhorst und Lauenburg niemanden mehr:

Die Waldbahn ist unterwegs. Seit 20 Jahren tüfteln zehn Eisenbahnfans jedes Wochenende an der Instandhaltung und dem Ausbau der 1981 stillgelegten Ziegelei- und Zündholzbahn und ihrem Schienennetz. „Regelmäßig reinigen wir das Gleisbett, führen Reparaturen an den Fahrzeugen und Schienen durch und halten das Gelände sauber“, erzählt Heiko Bierstedt.

Der 65-Jährige hilft seit fünf Jahren beim „Freundeskreis Buchhorster Waldbahn“ mit. Eisenbahnen begeistern ihn seit seiner Kindheit: „Im Urlaub bin ich mal mit der Sylter Schmalspurbahn gefahren – da war es um mich geschehen“, erinnert er sich.

Heute steht er selber im Führerhaus einer historischen Lok und fährt Passagiere durch die Buchhorster Berge. Das nächste und letzte Mal in diesem Jahr am kommenden Wochenende. Zum Saisonabschluss laden die Eisenbahnfreunde am Sonnabend, 3. Oktober, von 17 bis 22 Uhr zu Laternenfahrten ein, Sonntag geht es von 11 bis 18 Uhr in den sich herbstlich färbenden Wald.

Mehr als 70 Jahre transportierte die Bahn Güter der Lauenburger Zündholzfabrik und der Buchhorster Ziegelei Basedow. Das Streckennetz verband einst die Zündholzfabrik mit der Tongrube Dornhorst, der Ziegelei, dem Hafen sowie dem Bahnhof. Von dem früher fünf Kilometer langen Schienennetz sind heute nur eineinhalb Kilometer übrig geblieben. Mit bis zu 15 Kilometer pro Stunde fahren die historischen Feldbahnfahrzeuge und die Solarbahn „Else“ über die von den Bahn-Enthusiasten in Eigenarbeit restaurierten Gleise. Technisch wären Geschwindigkeiten von bis zu 25 Kilometer pro Stunde möglich. „Gleisführung und –ausbau würden es uns aus Sicherheitsgründen aber gar nicht erlauben, die 25 km/h auszunutzen“, erklärt Daniel Hoffmann vom Freundeskreis Buchhorster Waldbahn.

Heiko Bierstedt nahm unsere Mitarbeiterin Wiebke Brütt auf einer Fahrt mit ins Führerhaus. Unter den wachsamen Blicken des Profis durfte sie selber Hand an den Geschwindigkeitsregler der historischen Bahn legen.
Wiebke Brütt: „Einmal Lokführer sein – davon träumt manches Kind. Für mich geht dieser Traum in Erfüllung. Auf der Hinstrecke vom Lokschuppen in die Buchhorster Berge hinaus heißt es zunächst einmal: Zuschauen und lernen. Heiko Bierstedt startet die Lok und löst die Bremse – das Motorengeräusch dröhnt im kleinen Führerhaus, macht Gespräche schwierig. Die Bahn bewegt sich langsam in Richtung Wald. Es ist die Atmosphäre, in diesem historischen Gefährt unterwegs zu sein, ein Teil Geschichte zu erleben, die mich begeistert – und Heiko Bierstedts Erzählungen über die Geschichte der Bahn tragen ihren Teil dazu bei. An den zwei Haltestellen unterwegs müssen keine Stopps eingelegt werden – Passagiere steigen nur zu Beginn am Lokschuppen ein. Nach etwa zehn Minuten ist das Gleisende erreicht und meine Stunde gekommen. Mein Lokführer ändert die Fahrtrichtung und ich nehme den Geschwindigkeitsregler in die Hand. Das Kommando „langsam Fahrt aufnehmen“, bedeutete für mich: Knopf drücken und Hebel langsam nach oben schieben – ein unsanftes Ruckeln zeigt mir: Das ist zu schnell. Die Passagiere in den zwei angekoppelten Wagen müssen dieses Ruckeln leider noch mehrfach über sich ergehen lassen. Denn auch wenn die Bedienung der Waldbahn leicht aussieht, schließlich wird das Tempo nur über einen Hebel reguliert, für einen reibungslosen Ablauf fehlte es bei mir noch an dem rechten Feingefühl. Aber das kann ich ja noch trainieren – vielleicht beim nächsten Besuch im Buchhorster Lokschuppen.“