Lauenburg (per). Wenn Leiter Thomas Patzner die Tür der Stadtbücherei aufschließt, stürmt ihm nicht selten die fröhliche Kinderschar schon entgegen, die kurz darauf zwischen den Regalen mit Büchern, Spielen, Filmen und Zeitschriften stöbert. Leise geht es dabei durchaus nicht immer zu.
Das war vor 50 Jahren noch ganz anders. Zu dieser Zeit war die Bücherei eine Erfurcht einflößende "Volksbildungsstätte von unschätzbarem Wert". So jedenfalls bezeichnete der damalige Lauenburger Bürgermeister Max Schmidtborn die Stadtbücherei am Weingarten zur Eröffnungsfeier am 7. Juli 1959. "Gesamtdeutsche Bücherei" hieß die Einrichtung damals und das war ein Seitenhieb in Richtung Osten. In der damaligen Bücherei gab es nämlich eine Abteilung mit Büchern aus der "Zone", wie sich Bürgermeister Schmidtborn ganz im damaligen Zeitgeist ausdrückte. Er war sich sicher, dass diese Ausrichtung "drüben" einen Schock ausgelöst hatte. "Ich in nun gespannt, ob man in der Zone zur Gegenleistung bereit ist. Das halte ich allerdings für fraglich", frohlockte er vor dem Hintergrund des "Kalten Krieges".
Doch der Neubau der Bücherei war für die Lauenburger weniger ein politisches Ereignis. Nach der chaotischen Nachkriegszeit, in der die Bücherei ihr Domizil im Museum zugunsten von Flüchtlingsfamilien aufgeben musste, hatte der Bücherreibestand nun endlich eine neue Heimat gefunden.
Leiterin Sophia Bohn hütete damals den Schatz von 5300 Büchern. Sie war übrigens sie die erste ausgebildete Bibliothekarin in Lauenburg. Über 40 Jahre lenkte sie danach die Geschicke der Einrichtung, ehe sie im Jahre 2001 die Leitung in die Hände von Thomas Patzner legte. Dieser kann sich an die engagierte Bibliotheksleiterin gut erinnern. "Sie lebte für die Bücher, aber die Einführung der neuen Medien und der Computertechnik überließ sie lieber uns jüngeren", so der 42-Jährige über seine Vorgängerin.
Diese und andere Geschichten werden sich Besucher und Mitarbeiter zu erzählen haben, wenn die Bücherei am Mittwoch, 8. Juli mit einem langen Öffnungstag von 10 bis 20 Uhr ihren 50. Geburtstag feiert. Zwei Veranstaltungen wird es außerdem geben: Um 15.30 Uhr sind Kinder ab fünf Jahren zu "Clownsferien" eingeladen. Um 19.30 Uhr verrät Diplom-Sozialpädagoge Armin H. Klein dann, was es mit dem Phänomen "Wut" auf sich hat.
(Wir danken Stadtarchivar Dr. William Boehart für die Mitarbeit an diesem Beitrag.)