Lauenburg (per). “Lauenburg muss eine wohlhabende Stadt sein, weil sie so sauber ist“, so der erste Eindruck von Nicole Schuck, eine der vier neuen Stipendiaten des Künstlerhauses, die am Dienstagabend im Schloss offiziell begrüßt wurden.
Dass die Stadt gravierende wirtschaftliche Probleme hat, ahnte die junge Berliner Grafikerin sicher schon kurze Zeit später ebenso, wie ihre drei Mitbewohner auf Zeit: Installationskünstler Nandor Angstenberger, Maler Thomas Behling und Autor Massum Faryar.
"Wenn die Stadt das Künstlerhaus verkauft, verliert sie viel mehr als sie gewinnt", appellierte Ulrike Mechau-Krasemann an Bürgermeister Harald Heuer, noch bevor dieser die neuen Stipendiaten des Künstlerhauses überhaupt begrüßen konnte. Trotzdem zeigte Heuer "großes Verständnis" für die Sorgen der künstlerischen Leiterin der renommierten Stipendiatenstelle. "Die Politik hat die Entscheidung getroffen, das Künstlerhaus zu verkaufen, die Stätte an sich aber zu erhalten", beschrieb der Verwaltungschef den Spagat, den die Stadt nun ausführen soll.
Was in seiner Macht liege, werde er auf jeden Fall tun, um das Künstlerhaus in der derzeitigen Form zu erhalten, versprach er Ulrike Mechau-Krasemann. Rückendeckung erhielt er dabei auch Sylvia Stur vom Bundesverband Bildender Künstler: "Bundesweite Erfahrungen mit ähnlichen Einrichtungen zeigen, dass diese Kulturstätten einer Stadt internationale Aufmerksamkeit bringen und daher ein wichtiges Instrument im Marketing sind."
Bürgermeister Harald Heuer bat die vier Stipendiaten, sich nicht im "stillen Kämmerlein" zu verkriechen, sondern die Stadt mit ihrer Schönheit, ihren Bürgern, aber auch mit ihren Problemen künstlerisch zu erobern und Spuren zu hinterlassen.
Für ein halbes Jahr werden die vier Stipendiaten, die aus 147 eingegangenen Bewerbungen aus aller Welt ausgewählt wurden, nun in Lauenburg ein Zuhause auf Zeit finden. "Ihre Auswahl spiegelt den Ruf und die Bedeutung des Künstlerhauses wider", gab Volker Hillmann, Kulturmanager des Hauses, den jungen Künstlern mit auf den Weg. Bürgervorsteher Andreas Lojek fasste sich zur Begrüßung von Lauenburgs Gästen kurz: "Ich bin sicher, Sie werden nicht die letzte Stipendiatengeneration im Künstlerhaus sein."
* Schon am kommenden Wochenende werden die jungen Künstler aus Berlin und Bremen in Lauenburg erste Zeichen setzen: Am 9. und 10. Mai, jeweils von 14 bis 17 Uhr startet die Premiere des diesjährigen Kinderateliers im Künstlerhaus, Elbstraße 54. Alle vier Stipendiaten werden die kleinen Künstler bei ihren ersten Schritten zu eigenen Gestaltungsformen begleiten. Den Auftakt bildet am Sonnabend ein Familienkursus. Nähere Informationen und Anmeldung bei Bernhard Sdun unter Telefon: (041 53) 66 95.