Lauenburg. Birte Lang hat seit Sonntag ein neues Lieblingsstück im Kleiderschrank. Die 30-Jährige hat ein Sommer-Top erstanden. Sie war extra aus Lüneburg angereist, um mit ihrer Lauenburger Freundin Anna-Lena Vollmer auf sonntägliche Shopping-Tour zu gehen.
„Ich mag Lauenburg und das nicht nur, weil mein Freund hier aufgewachsen ist“, erzählte sie und hängte ein blaues Osterei in den Baum auf dem Lütten Markt. Der Eierbaum gehörte zur Sonntags-Aktion der Wirtschaftlichen Vereinigung. Sie hatte mit der Stadt gewettet, dass die Lauenburger am Ende des Verkaufstages 800 Ostereier am Baum befestigt haben würden. Dass es am Ende nur 202 Eier waren, lag vielleicht daran, dass nicht alle Geschäfte die „Eiergutscheine“ an ihre Kunden verteilt hatten. „Ich habe im Schuhgeschäft leider keinen Gutschein bekommen“, bedauerte Eva Simon. Gabriele Kassdorf vom Fotoklub drückte ein Auge zu und gab ihr trotzdem das bunte Ei für den Baum. Genutzt hat es nichts, denn die Organisatoren des Shopping-Sonntags hatten am Ende ihre Wette verloren. Vielleicht waren sie darüber so traurig, dass um 17 Uhr niemand von der Wirtschaftlichen Vereinigung zum Lütten Markt kam, um die Wettschuld einzulösen und Süßigkeiten zu verteilen. Nach einer halben Stunde verließen die ersten Kinder enttäuscht den Platz. Diejenigen, die ausgeharrt hatten, bekamen dann später aber doch noch ihre versprochenen Schokohasen.
Abgesehen von dieser kleinen Panne, war die Stimmung am verkaufsoffenen Sonntag in Lauenburg so großartig wie das Wetter. Hunderte schlenderten mit prall gefüllten Einkaufstüten über den Platz an der Alten Wache, ließen sich eine Bratwurst schmecken oder schunkelten zu den Seemannsliedern, die Peter Bitdinger stimmgewaltig zum Besten gab. Eine besondere Begegnung hatte Karin Oberg: Die Lauenburger Friseurin traf am Bierstand zufällig ihre 94-jährige ehemalige Lehrmeisterin Ingeburg Gladies. Arm in Arm schunkelte sie mit der alten Dame zur Stimmungsmusik.
Etwas irritiert über den Trubel schob Jakob Ekeobo aus Lund in Schweden sein Fahrrad über den Platz. Er ist mit seinen Freunden in Norddeutschland mit dem Fahrrad unterwegs, und in Lauenburg wollten die Jugendlichen eigentlich überhaupt nicht rasten. Aber: „Die Leute sind hier so fröhlich, deshalb bleiben wir heute hier“, entschied der 18-Jährige kurzerhand, schnappte sich ein Buch und machte es sich auf dem Pflaster vor der Polizeiwache bequem.
Diese Stimmung muss Lauenburgs Urgestein Werner Krzenzck gemeint haben, als er sein Geburtstagslied für die Schifferstadt schrieb, das der 62-Jährige gestern spontan in Peter Bitdingers Mikrofon schmetterte: „Lauenburg an der Elbe, du bist die Schönste hier im Land.“