Geesthacht. Zwei Gesellen auf der Walz besuchten das Rathaus für einen Stempel im Wanderschaftspass. Warum sie per Anhalter reisen.
Überraschenden Besuch empfing Geesthachts Erste Stadträtin Melanie Grimm-Meyer am Donnerstagabend im Geesthachter Rathaus. Im Rahmen ihrer traditionellen Wanderschaft besuchten die Landwirtin Anja und der Elektriker Marius auf der Walz die Stadtverwaltung. Die beiden Gesellen waren dabei natürlich zünftig mit ihren traditionellen Wandergesellenrucksäcken und Handwerkskleidung ausgestattet.
Die Walz, auch Wanderschaft oder Tippelei genannt, ist etwa seit dem 12. Jahrhundert eine Tradition im Handwerk, die auch in heutiger Zeit immer noch gelebt wird. Dabei ziehen Gesellen nach Abschluss ihrer Lehre für eine bestimmte Zeit umher, um ihr handwerkliches Können zu erweitern, neue Erfahrungen zu sammeln und verschiedene Betriebe kennenzulernen. Während dieser Zeit sind die Handwerker auf sich allein gestellt und leben von der Arbeit, die sie unterwegs finden. Sie dürfen keine Bezahlung annehmen, sondern erhalten stattdessen Kost und Logis.
Ein wichtiger Teil der Walz ist der Besuch von öffentlichen Einrichtungen wie Rathäusern
Ein wichtiger Teil der Walz ist der Besuch von Rathäusern, Kirchen und anderen öffentlichen Einrichtungen, um sich vorzustellen und ihren Wanderschaftspass abstempeln zu lassen. Die 22-jährige Landwirtin aus der Schweiz und der 31-jährige Elektriker aus Hameln sind erst seit wenigen Wochen auf der Walz und waren zuvor im Raum Trittau unterwegs. Im Geesthachter Rathaus wurden die beiden Handwerker herzlich von der Ersten Stadträtin Melanie Grimm-Meyer empfangen.
Ein Alter von über 30-Jahren gilt bei Walz-Puristen übrigens bereits als grenzwertig. Außerdem muss man in der Regel kinderlos und schuldenfrei sein und über eine abgeschlossene Lehre verfügen, denn die handwerkliche Wanderschaft ist nur Gesellen vorbehalten. Und: Autofahren ist nur als Mitfahrer gestattet, zudem muss eine Bannmeile von 50 Kilometern zum Heimatort eingehalten werden.
Ein schönes Beispiel, wie Tradition und Handwerk miteinander verbunden sind
Melanie Grimm-Meyer zeigte großes Interesse an der Wanderschaft der beiden und ließ sich von ihren Erlebnissen und Erfahrungen erzählen. Darüber hinaus betonte sie den beiden gegenüber die Bedeutung des Handwerks für die Stadt und lobte die Tradition. „Der Besuch der beiden Wandergesellen auf der Walz im Rathaus ist ein schönes Beispiel dafür, wie Tradition und Handwerk miteinander verbunden sind. Es ist eine tolle Gelegenheit, die Wertschätzung für das Handwerk zum Ausdruck zu bringen und gleichzeitig den Handwerkerinnen und Handwerkern eine Plattform zu bieten, um ihre Erfahrungen zu teilen“, erklärt Melanie Grimm-Meyer.