Geesthacht. Anblick erfreut Mensch wie Biene gleichermaßen. Was hinter dem ungewöhnlichen Naturphänomen stecken könnte.

Auch der Winter hat seine Farben: Es blüht immer noch in Geesthacht, und das teilweise sogar richtig üppig. Am Richtweg etwa wächst eine Wintermahonie, ihre traubenartigen Blütenstängel leuchten in sattem Gelb. Die Pflanze ist keine wilder Busch, sondern eine Züchtung. Sie gilt an windgeschützten Stellen als winterhart.

Der etwa zehn Jahre alte Busch ist der einzige, den Friedhelm Ringe vom Geesthachter Nabu im Stadtgebiet ausgemacht hat. „Er ist der Star unter den Winterblühern“, meint der Biologe. Sogar Insekten hatte er vor drei Wochen an einem sonnigen Tag noch an ihren Blüten beobachtet. „Am 23. November wimmelte es geradezu von Honigbienen“, sagt er, hinzu gesellten sich Schwebfliegen und Hummeln. „Es passiert schon noch etwas“, sagt Friedhelm Ringe. Der Busch fängt bereits im Oktober an zu blühen. Er habe noch nie so viele Insekten so spät im Jahr erlebt, sagt der Naturschützer. „Durch das warme Wetter blühen Arten, die normalerweise erst im Frühjahr dran sind – zwölf Monate blüht es in Geesthacht“, berichtet Friedhelm Ringe.

Gleich nach Weihnachten legt die Zaubernuss los

Ansonsten hat das Anlocken von Insekten für die in der Kälte blühenden Büsche eher wenig Sinn – denn in einem „richtigen“ Winter fliegen irgendwann dann doch keine mehr. Diese Pflanzen setzen auf Windbestäubung, das Blütenbeiwerk lockt dann nur noch das Menschenauge. „Vor allem für die Freude der Mitmenschen sollte man Pflanzen setzen, die im Winter blühen“, erklärt Friedhelm Ringe.

Er hat noch weiteren Augenschmeichler entdeckt. Am Dösselbuschberg eine Winterkirsche, die gerade zu blühen beginnt, in der Fußgängerzone der Bergedorfer Straße eine Winterduftheckenkirsche, und in Krümmel steht ein hübscher Winterschneeball. Und es wird noch besser: Gleich nach Weihnachten beginnt die Zaubernuss, die in einigen Kübeln in der Bergedorfer Straße gepflanzt ist, mit ihrer Blüte.

Auch ein Apfelbaum am Richtweg zeigt, dass der Frost noch nicht gewirkt hat. Er hat noch alle Äpfel an den Zweigen, „er hängt noch knüppelvoll, die Äpfel fallen einfach nicht runter“, sagt Friedhelm Ringe. Der vermutete Hintergrund dämpft die Freude über das Geschehen. Der Biologe sieht das Wirken des Klimawandels.