Geesthacht. Seit Kurzem darf man in der Leibnizstraße nicht mehr am Straßenrand parken. Lkw kommen sonst nicht aneinander vorbei.

Neue Verkehrsschilder sorgen unter den Gewerbetreibenden an der Leibnizstraße für Ärger. Seit Mitte November stehen Schilder mit einem eingeschränkten Halteverbotszeichen auf beiden Seiten der Zufahrt zum neuesten Geesthachter Gewerbegebiet, das als Erweiterung der Fläche an der Mercatorstraße gilt.

Und auch bei diesem stehen neuerdings links und rechts bei der Einfahrt zum Abschnitt der Ringstraße gegenüber dem Gebäude der Stadtwerke solche Schilder. Der Unterschied: Während hier immerhin die Pkw von dem zwischen 8 und 16 Uhr geltenden Halteverbot ausgenommen sind, gilt es an der Leibnizstraße im gleichen Zeitraum für alle Fahrzeuge sowie Anhänger.

Geesthacht: Ärger über Parkverbote im Gewerbegebiet Leibnitzstraße

Die Unternehmen befürchten Schwierigkeiten beim Anlieferverkehr, zudem dass Kunden für Besuche keine Stellplätze mehr finden und Mitarbeiter weit weg vom Arbeitsplatz parken müssen. Außerdem: Im Zillmann-Handwerkerquartier sind der TÜV und die Fahrschule des Verkehrs- und Berufsbildenden Zentrum (VBZ) eingezogen mit Ausbildung unter anderem für den Lkw-Führerschein. Die Prüffahrten starten von hier, Wartezeit ist dafür einzuplanen. Aber wie, wenn man wegen des eingeschränkten Halteverbotes nur kurz halten darf? „Was sollen wir künftig tun? Solange um den Block fahren, bis wir dran sind?“, fragt Karsten Renner vom VBZ. Ein Problem, das auch die anderen Geesthachter Fahrschulen betreffen dürfte.

Erlaubt bleibt das Parken nur noch in den Parkbuchten, doch die sind rar. Sieben Stück bieten von der Größe her jeweils Platz für zwei Pkw. Sie sind zu finden im hinteren Straßenabschnitt beim Wendehammer, eine weitere ist im vorderen Bereich kurz vor der Kurve.

Eine Überprüfung zeigte: Bisher haben sich die neuen Regeln noch nicht besonders herumgesprochen – oder sie werden ignoriert. Insgesamt 15 Lkw, Transporter und Pkw parkten im Abschnitt zwischen Zillmann-Handwerkerquartier und Wendehammer weiterhin wie gewohnt auf der Straße. Die Buchten sind belegt vor allem mit Lkw und Anhängern – es blieb Platz für gerade einmal drei Pkw.

Ratsherr kritisiert: „Die Anzahl der Parkbuchten ist ein Witz“

Auch Volker Samuelsson arbeitet beim VBZ. Er ist Ratsherr für die Bürger für Geesthacht. Als Elektromeister Björn Reuter am Dienstag einen Sicherungskasten im Büro reparierte, nahm Volker Samuelsson die Gelegenheit war, seinen „CDU-Kollegen“ in der Ratsversammlung als möglichen Bündnispartner auf die Situation anzusprechen.

Auch bei der Zufahrt zum Ring der Mercatorstraße stehen nun Halteverbotsschilder. Sie gelten nicht für Pkw.
Auch bei der Zufahrt zum Ring der Mercatorstraße stehen nun Halteverbotsschilder. Sie gelten nicht für Pkw. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

„Wenn es sonst nicht anders zu erreichen ist, sollten wir die Situation im Ausschuss besprechen. So war es von der Politik nicht gedacht“, meint Volker Samuelsson hinsichtlich des Ziels, Lastwagen aus der Stadt herauszuhalten. „Ich wüsste nicht, wen das Lkw-Parken hier stören sollte. Hier wohnt ja niemand. Und die Anzahl der Parkbuchten ist ein Witz“, sagt er.

Das Aufstellen der Schilder hat André Wink vom Fachdienst Öffentliche Sicherheit veranlasst. Natürlich nicht, um die Anlieger zu ärgern. Alles sei mit dem Bürgermeister und auch mit der Geesthachter Wirtschaftlichen Vereinigung angesprochen, berichtet er.

André Wink argumentiert mit der Einhaltung von Maßen – und beschwichtigt bei Sorgen um Lieferverkehr und Wartezeiten der Fahrschüler. „Zum Be- und Entladen werden wir nicht nein sagen“, verspricht er. Auch nicht, was das Warten auf die Fahrprüfung betrifft. Ihm gehe es vor allem um das Aussteigen, Abschließen und dauerhafte Wegbleiben vom Fahrzeug.

Abschleppen kann teuer werden – bis zu 800 Euro

Er kündigt Kontrollen in unregelmäßigen Abständen an, auch an Wochenenden. Und die Polizei werde das Areal bei ihren Kontrollfahrten auch immer mal ins Auge fassen. Wenn eine Gefährdung festgestellt wird, werde auch abgeschleppt – das könne dann je nach Fahrzeugart bis zu 800 Euro teuer werden.

Aus ökonomischen Gründen sind nur vorn an der Zufahrt zu dem Gebiet Schilder angebracht, sie weisen die gesamte Fläche dahinter als eingeschränkte Halteverbotszone aus. Sonst hätte es mehrere Schilder am Straßenrand geben müssen. So hat die Aufstellung nur 200 Euro gekostet.

„Es geht darum, den Begegnungsverkehr zu gewährleisten“, erklärt André Wink. „Die Straße ist dafür zu schmal, wenn Fahrzeuge an ihr parken, vor allem in der Kurve. „Lkw kommen nicht aneinander vorbei“, sagt André Wink, der früher selbst als Trucker gearbeitet hat. Seine Rechnung: „Die Breite der Straße liegt bei 6,50 Meter. Wenn ein Fahrzeug am Rand parkt, sind etwa zwei Meter weg, bleiben also 4,50 Meter übrig. Ein Lkw allein misst schon 2,55 Meter Breite ohne Spiegel. Bei zwei Lkw nebeneinander liegt die Breite ergo schon bei über fünf Metern – die passen nicht aneinander vorbei“, sagt André Wink.

Man habe in der Stadtverwaltung erst einmal beobachten wollen, wie sich die Situation entwickle, meint André Wink. „In den ersten eineinhalb Jahren war an der Leibnizstraße ja noch nicht viel los, aber jetzt kommen allmählich die Gewerbe.“ Er beklagt, dass die Situation von einigen ausgenutzt worden sei. Anstatt auf dem eigenen Areal auskömmlich Parkraum zu schaffen, sei auf den öffentlichen Raum gesetzt worden, wo Lkw und auch Anhänger über Wochen abgestellt wurden: „Aber die Straße ist für alle da.“

Seitenstreifen wurde zur Abstellfläche für Fuhrpark von Unternehmen

Solches Verhalten sei auch an der Mercatorstraße verstärkt zu beobachten gewesen, wo der Seitenstreifen nicht mehr als Parkplatz, sondern vermehrt als Abstellfläche für den Fuhrpark von Unternehmen genutzt werde. Deswegen gibt es hier nun auch Schilder.„Es könnte sein, dass sie wieder weggenommen werden, wenn sie nicht mehr erforderlich sind – dann, wenn sich Verhaltensmuster ändern“, sagt André Wink. „Wir bräuchten keine Verkehrszeichen, wenn die Leute sich an zwei Richtlinien halten würden: mehr Rücksicht und weniger Geschwindigkeit“.

Bleib die Frage, ob die Leibnizstraße im neuen Gewerbegebiet vom Start weg zu knapp geplant wurde. Im Gewerbegebiet an der Vierlander Straße misst die Straßenbreite vor dem Depesche Vertrieb 7,10 Meter – aber die Sackgasse hat neben der Fahrbahn auf ganzer Länge einen Parkstreifen, ebenso die etwa gleich breite Mercatorstraße im Verlauf ihres Ringes. Und im Gewerbegebiet hinter Famila hat etwa die viel befahrene Spandauer Straße zwar keine Parkstreifen, verfügt dafür aber über eine Straßenbreite von 10,70 Meter. Hier ist genug Platz für den Begegnungsverkehr auch bei parkenden Lkw.

Bereits jetzt kneift es – dabei sind viele Flächen noch gar bebaut

Die weitere Verkehrsentwicklung an der Leibnizstraße bereitet André Wink Sorgen. Bereits jetzt kneift es. Dabei ist die weit größere Anzahl der Firmen auf ihren Grundstücken noch gar nicht ansässig. Belegt ist das Handwerker-Quartier der Zillmann-Schwestern und gegenüber der Bau des Hamburger Verkaufsbüros der Hermann Hartje KG. Ein Stück Richtung weiter Richtung Wendehammer residiert die Bauunternehmung von Wachsmuth und Ziesche. Kurz hinter der Zufahrt nähert sich der Bau von Baumaschinenhändler Schlüter der Fertigstellung. Sonst ist viel Brachfläche zu sehen.

Es kommt also noch einiges hinzu an Verkehr, wenn hier alle Unternehmen ansässig sind. Ein weiteres Problem: Die Leibnizstraße ist eine Sackgasse. Wer hier reinfährt, muss auf dem selben Weg wieder zurück. „Ich habe schon Gespräche geführt mit unserer Tiefbau-Abteilung“, sagt André Wink. Das beste wäre wohl, die Straße zu verbreitern, vielleicht ebenfalls mit Parkstreifen. Das könnte aber schwierig werden wegen der Eigentumsverhältnisse der Grundstücke. „Aber das muss alles die Politik entscheiden“, meint Wink.