Anruf kurz vor Mitternacht: Das Untergeschoss der neuen Räume von „Peter’s kleiner Möbelladen“ steht unter Wasser. Was nun?
„Wasserschaden klein“ lautete das Einsatzstichwort für die Geesthachter Feuerwehr in der Nacht von Montag zum Dienstag vor einer Woche. Für Peter Kappel indes war der Schaden maximal. Denn kaum waren Möbel, Teppiche und weiteres Einrichtungszubehör umgeräumt vom alten Geschäft am Buntenskamp in die neuen Räume in der Berliner Straße 1, platzte kurz vor Mitternacht unter dem Fußweg draußen ein Wasserrohr.
Außer dem Untergeschoss von „Peter’s kleiner Möbelladen“ waren weitere Keller im Gebäude betroffen, die Feuerwehr war knapp drei Stunden damit beschäftigt, die betroffenen Bereiche leer zu pumpen. Für Peter Kappel ist der Einsatz noch nicht beendet. „Das Trocknen dauert noch circa zehn Tage“, sagt er. Kurz vor 24 Uhr hatte er von seiner Vermieterin den Schockanruf bekommen, knapp 20 Minuten später war er vor Ort. „Meine erste Handlung: Die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“, sagt Peter Kappel.
Wasserrohrbruch: Peter’s kleiner Möbelladen war gerade umgezogen
Schuld an der Flut ist ein ellenbogenlanger Riss in einem Steinrohr. Peter Kappel hat die vielen großen Lkw im Verdacht, die vor dem Geschäft vorbeidonnern. „Einen Tag vorher ist hier der Schwerlasttransport vorbeigefahren“, sagt er.
Mit der Beseitigung der Schäden – vor allem der in den Boden eingedrungenen Feuchtigkeit – ist der Sanierungsservice Küpper von der Mercatorstraße befasst. Allein neun Bautrocknungsgeräte aller Größen sind im Untergeschoss aufgestellt. Wer dorthin will, sollte sich nicht zu warm anziehen. Hier herrschen um die 30 Grad. „Zehn Möbel sind zerstört, auch handgeknüpfte Teppiche und viel Deko-Material“, berichtet Peter Kappel. „Zehn Zentimeter hoch stand der Pegel, ein Drittel der Lagerregale war unter Wasser.“
Drei Tage lang dauerte die Reinigung mit Schaufel, Besen und Eimer
Mit der Flut kam der Schlamm. Er setzte sich hartnäckig auf den Fliesen ab. Auf der Seite zur Straße liegt ein Fenster an einem Lichtschacht. Knapp unter dem oberen Rahmen zeigt Schmutz die Wasserstandskante an. Wenn das Glas unter dem Druck nachgegeben hätte, wäre der Schaden deutlich größer. Peter Kappel:
„Mit Schaufel, Besen und Eimer waren wir die nächsten drei Tage im Einsatz gewesen, die Reinigung und Beseitigung der Schäden haben uns insgesamt bis zu zwölf Tage gekostet.“ Den Schaden taxiert er auf bis zu 10.000 Euro. Immerhin: Die Versicherung wird zahlen, der Schutz gilt bereits für die neuen Räumlichkeiten.
Trotz allem wird „Peter’s kleiner Möbelladen“ wie vorgesehen am Sonnabend, 1. Oktober, eröffnen. „Wir werden das durchziehen“, sagt Peter Kappel. Die Lücken mit den beschädigten Möbeln sind aufgefüllt. Um 10.30 Uhr ist ein Sektempfang mit Keksen vorgesehen.
Peter Kappel ist seit 24 Jahren in Geesthacht tätig, zu dritt werden Haushaltsauflösungen organisiert, er kauft Antik- und Kunstmöbel an im Umkreis von etwa 250 Kilometern. Manchmal geht es auch etwas weiter weg. „Wir haben für ein Ärzte-Ehepaar aus dem Edmundsthal, die zurück nach Spanien gezogen sind, mal rustikale Eichenmöbel nach Barcelona gefahren“, sagt er. So etwas gibt es dort nämlich nicht. Als Dankeschön machte das Team eine Woche Ferien auf deren großem Anwesen.
Am Spaß an der Arbeit hat die Überflutung nichts geändert
Hin und wieder kommt ihm ein historisch wertvoller Fund unter. So wie die Truhe, die das einzige Möbel aus dem ehemaligen Geesthachter Pastorat ist, das den großen Brand von 1928 überstanden hat. Die Mutter eines Kunden, für den Peter Kappel den Keller entrümpeln sollte, hatte ehemals im Pastorat als Haushaltshilfe gearbeitet und die gerettete Truhe die ganze Zeit verwahrt. Verkauft hat Peter Kappel das Möbel dann für 250 Euro an das Geesthacht Museum.
Begonnen in Geesthacht hat Peter Kappel auf der Fläche in der Bergedorfer Straße 9, die nun Mannis Angelshop beherbergt, zuletzt war er am Buntenskamp. In den neuen Räumen an der Berliner Straße betrieb bis vor Kurzem Heidi Bergholz ihr Schuhgeschäft. Dort stehen Kappel nun 210 Quadratmeter auf zwei Ebenen zur Verfügung.
Mittlerweile ist Peter Kappel 72 Jahre alt. „Die Arbeit macht immer noch Spaß, sonst würde ich sie nicht mehr machen“, meint er. Und daran hat auch die Überflutung nichts geändert.